Middlebury 3303B: Höhepunkte der deutschen Literaturgeschichte

COURSE MATERIALS: 

GRMN 3303B: Kursplan für Literatur: Sinnsuche in der deutschen Literaturgeschichte: Vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Kursleiter: Dr. Albrecht Classen

Sprechstunden: Montag und Mittwoch, 10:30-11:30, Pearson Lounge. immer auch per email (aclassen@middlebury.edu), zoom (https://arizona.zoom.us/j/97291834166 (Links to an external site.) oder per FB Messenger erreichbar

Klassentreffen: Mo-Frei 9:00-10:10 a.m. La Force 122

Kursbeschreibung: Literatur ist nicht einfach ein Medium der Unterhaltung. Gute Literatur, wie gute Filme, visuelle Dokumente, Architektur oder Musik, provoziert, belehrt, informiert, öffnet neue Perspektiven und lädt zur weiteren Reflexion ein. Dieser Kurs widmet sich daher einer Reihe von Texten unterschiedlicher Gattungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, in denen verschiedene Lebenssituationen präsentiert werden, durch die unsere eigene Sinnsuche initiiert oder fortgeführt werden kann. Wir werden bewusst die ganze Epoche von ca. 1200 bis 2020 behandeln, um deutlich zu machen, dass in der ganzen deutschen Literatur fundamentale Themen angesprochen wurden, die bis heute von großer Relevanz geblieben sind. Beispiele dafür sind: wie findet man persönliches Glück, wie etabliert man einen Lebenssinn, wie ist die materielle Existenz gespiegelt in der spirituellen Dimension? Wir werden auch fragen, wie die persönliche Situation eines Individuums im politischen Kontext gestaltet ist. Das Mittelalter ist und bleibt also genauso relevant für uns heute wie die Literatur des 21. Jahrhunderts.

 

Leseliste: Manche Texte sind über die Canvas-Seite unseres Kurses verfügbar, andere sind auf dem Syllabus verlinkt. Sie müssen also die Werke nur herunterladen und lesen. Sie können sie dann auch ausdrucken oder sie nur elektronisch zur Verfügung haben. Aber Sie müssen immer als Teil Ihrer Hausaufgaben die Texte bearbeiten, unterstreichen, mit Farben unterlegen, Fragen einfügen etc., also immer vor unserem Klassentreffen damit wir im Unterricht gleich mit der kritischen Arbeit an ihnen beginnen können.

Bitte lesen Sie also alle Texte wie im Syllabus angezeigt vor dem Kurstreffen, damit Sie am meisten davon profitieren. Das ist dann immer automatisch Ihre Hausaufgabe. 25% Ihrer Note hängen auch von Ihrer aktiven Teilnahme ab, was eben die vorherige Lektüre notwendig macht. Danke. Hier eine Liste, aber wir werden vielleicht nicht alles lesen können. Im Syllabus selbst habe ich spezifische Links eingebaut.

  1. Heinrich Böll: Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral (20. , auf Canvas
  2. Kurt Kusenberg:Nihilit
  3. Mechthild von Magdeburg (13. Jh.) (Texte in meinem Lesebuch, PDF (Links to an external site.)Das deutsche Mittelalter in seinen Dichtungen)
  4. Mittelhochdeutsche Mären (14.-15. Jh.) (Lesebuch)
  5. Angelus Silesius (17. Jh.) (Lesebuch)
  6. Catharina Regina von Greiffenberg (17. Jh.) (Lesebuch)
  7. Goethe, FaustI; http://www.gutenberg.org/files/21000/21000-h/21000-h.htm (Links to an external site.)
  8. Elisabeth Langgässer (20. Jh.) (auf Canvas)
  9. ): https://www.lyrikline.org/de/gedichte/die-zweite-person-ich-13801 (Links to an external site.)
  10. Paul Celan, „Die Todesfuge“ (20. Jh., auf Canvas)
  11. Horst Rupp, „Die Männer“ (20. Jh., auf Canvas)

Benotung:

  1. wöchentliches Tagebuch, immer am Freitag per online einreichen, freies Schreiben, ca. 300 Wörter pro Woche. Reflektieren Sie darüber, was wir diskutiert und gelernt haben. Sie können auch Fragen stellen oder Kritik formulieren. Wichtig ist für mich auch, dass Sie immer mit dem neuen Wortmaterial arbeiten. Das Ganze bitte sehr locker (es geht nicht unbedingt um grammatische Korrektheit, solange Sie gute, klare Gedanken zum Ausdruck bringen). Bitte schreiben Sie Ihren Eintrag jeden Tag und laden dann die ganze Datei nur fuer die jeweilige Woche hoch: 6 mal: 25% 
  2. aktive Teilnahme, mündlich, schriftlich: 25%
  3. ein Vortrag zu dem jeweiligen Dichter/Autor, oder zur Epoche: 10%(Biographie, historischer oder kultureller Kontext), meist am Montag oder Dienstag
  1. drei schriftliche Arbeiten: Ich werde Essay-Fragen formulieren, die ich jeweils am Freitag verteile. Fällig dann am Sonntagabend 20 Uhr: 40% Wenn Sie eine zweite korrigierte Fassung bis zu Montag 20 Uhr einreichen, haben Sie die Chance, eine Notenverbesserung zu bekommen. Bitte immer nur Word MS Dateien hochladen, nicht PDF!

Lernziele:

‒ Vertrautheit mit Formen und Stilmitteln der jeweiligen Gattungen in ihrem historischen Kontext

‒ Bewusstsein über zentrale Probleme und Fragestellungen in der deutschen Literaturgeschichte vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert

‒ Erweiterung und Vertiefung des Wortschatzes zur Analyse und Interpretation von Literatur

‒ Fähigkeit, anhand von individuellen literarischen Werken fundamentale Fragen nach der Lebensbewältigung und der Sinnsuche zu diskutieren, schriftlich und mündlich

Alle Vorschriften und Informationen der Deutschen Schule zu den folgenden Fragen finden Sie in Langfassung auf einem externen Google Dokument hier:

https://docs.google.com/document/d/1PE9AAhOwYCOLG4OQcY1I4RdSRlgp4rTDuQCkHIt9gxM/edit (Links to an external site.)

 

In Kurzform sind unsere Vorgaben wie folgt:

Lernbeeinträchtigungen: 

StudentInnen mit dokumentierten Lernbeeinträchtigungen sollten umgehend mit unserem ADA-Office am Middlebury College in Kontakt treten: Jodie Litchfield, jlichfie@middlebury.edu. Die Direktion (Bettina Matthias, email: bmatthia@middlebury.edu; Alex Holznienkemper; email: aholznienkemper@middlebury.edu) der Deutschen Schule wird dann in Absprache mit diesem Office die nötigen Anpassungen für Sie in die Wege leiten.

Abwesenheiten:

Generell gilt: wenn Sie mehr als drei unentschuldigte Abwesenheiten haben, bekommen Sie ein automatisches „F“ in diesem Kurs, drei Verspätungen von mehr als fünf Minuten gelten als eine Abwesenheit.

 

Anti-Diskriminierung- und Anti-Belästigungs-Vorschriften (Title IX), auch im Space:

Das Programm der Deutschen Schule 2024 untersteht in allen Teilen den Prinzipien und allen Vorschriften, die im College Handbuch ausformuliert sind. Dies gilt insbesondere für die Vorgaben in Bezug auf jede Form der Belästigung, der Diskriminierung und des sozialen, psychologischen wie akademischen Fehlverhaltens. Die genauen Informationen zu Middleburys Title IX Vorgaben finden Sie hier: http://www.middlebury.edu/about/handbook/handbook_archive/handbook-2018-2019/policies-for-all/genl-principles/non-discrimination-statement (Links to an external site.)

Der Middlebury “Honor Code”:

Die Deutsche Schule ist den Grundsätzen akademischer Ehrlichkeit und integren Arbeitens verpflichtet, wie sie auch im offiziellen “Honor Code” des Colleges festgeschrieben sind (http://www.middlebury.edu/search?q2=Honor+Code (Links to an external site.)). Unerlaubte Hilfsmittel (inkl. online) oder Hilfe von anderen oder für andere, Plagiate und mangelhafte bibliografische und Nachweise für Zitate usw. sind im Rahmen unseres Honor Codes nicht zulässig. Eine kurze und gute Phrase, um Ihre Verpflichtung zum ehrlichen Arbeiten zu formulieren, ist: “Ich habe nicht gemogelt.”

Pronomen im Deutschen:

Personen wie Nomen haben im Deutschen ein fest definiertes Geschlecht (maskulinum, femininum, neutrum) ‒ diese Geschlechterzuweisung ist derzeit (noch) Teil des normativen Sprachmaterials und wird dementsprechend in Middlebury im Unterricht als Teil des kulturell bedingten Lernstoffs vermittelt. Wir bitten jedoch alle, sich der Implikationen dieser rigiden Sprachregelungen bewusst zu sein und ggf. Rücksicht auf die Bedürfnisse und Präferenzen von KursteilnehmerInnen oder Lehrenden zu nehmen. Setzen Sie sich bitte mit Ihrer Lehrkraft in Verbindung, sollten Sie mit einem bevorzugten Geschlecht/ Pronomen angesprochen werden wollen. Derzeit gibt es im Deutschen noch Grenzen in Bezug darauf, was sprachlich möglich ist. Wir werden uns jedoch bemühen, jeweils gemeinsam Lösungen zu finden, die für alle funktionieren. Bedenken Sie, die Diskussion in Deutschland läuft zur Zeit sehr intensiv, so darf jetzt z.B. an bayrischen Schulen nicht mehr eine spezifische Gendersprache verwendet werden. Andere Bundesländer kämpfen ebenfalls darum, eine gute Antwort zu finden.

Die Notenskala der Deutschen Schule und Kriterien für die Benotung mündlicher Mitarbeit finden Sie ebenfalls auf unserem Google Doc: https://docs.google.com/document/d/1PE9AAhOwYCOLG4OQcY1I4RdSRlgp4rTDuQCkHIt9gxM/edit (Links to an external site.)

 

Kursplan:

  1. Woche:Kennenlernen, Grundsatzdiskussion, welche deutschsprachige Literatur kennen Sie, welche Rolle spielt Literatur des 19. 18. oder 17. Jahrhunderts, und die des Mittelalters? Wir lesen zum Einstieg eine berühmte Erzählung aus den 50er Jahren: Heinrich Böll (20.Jh.), und dann wenden wir uns einigen zeitgenoessischen Texten zu.

 

  1. Juli: Wir lernen uns kennen. Warum ist deutsche Literatur wichtig für Sie? Welche Texte sind bisher Ihre Lieblingslektüre gewesen. Wir beginnen mit Heinrich Böll: „Anekdote zur Verbesserung der Arbeitsmoral“
  2. Juli: Heinrich Böll, „Anekdote“. Kapitalismuskritik; deutscher Tourismus, Nord-Süd Konflikte; Rolle Italiens für Deutschland.
  3. Juli: Vortrag zu Böll. Wir lesen Kusenberg: Nihilit
  4. Juli: Ilse Aichinger: Fenster-Theater.  2. Vortrag zum Dichter.
  5. Juli: Christa Reinig: Skorpion
  6. Juli: 1. Tagebuch, 20 Uhr
  1. WocheSpätmittelalterliche Diskussionüber Liebe, Ehe und Sexualität: Aussagekräftige Analogien zu uns heute (alle Texte in meinem Textbuch, verlinkt)

 8.-9. Juli: „Ritter Alexander“. Ehekonflikte im Spätmittelalter (Text in meiner Anthologie). 3. Vortrag

10.-11. Juli: „Friedrich von Auchenfurt“: Liebe und Tod

  1. Juli: „Der Edelmann mit den vier Frauen“; 12. Juli: 2. Tagebuch 20 Uhr
  2. Juli: kurze Aufsätzezu Fragen, 20 Uhr
  1. Woche: Spätmittelalter

15.-17. Juli: Konrad von Würzburg: „Heinrich von KemptenVortrag zu Konrad, zu Literatur in der Stadt des Spätmittelalters, o.ä.

18.-19. Juli: Konrad von Würzburg: Der Welt Lohn. 19. Juli: 3. Tagebuch 20 Uhr

  1. WocheDeutsche Barockliteratur: Andreas Gryphius, Angelus Silesius: Das menschliche Leiden und neue Sinnsuche

 22.-23. Juli: kurze Einführung zum Barock; dann Andreas Gryphius: „Es ist alles eitel“ und „Tränen des Vaterlandes“. Wenn wir noch Zeit haben, auch “Vanitas, Vanitatum.” 6. Vortrag (Barock und/oder Gryphius)

24.-25. Juli: Angelus Silesius

  1. Juli: Catarina Regina von Greiffenbergi: 4. Tagebuch 20 Uhr
  2. Juli: Aufsätze zu Fragen 2, 21 Uhr
  1. Woche: Anakreontik und Aufklärung Deutsche Klassik
    vielleicht: Alfred Polgar, Goethe
  2. Juli-30. Juli: Friedrich Hagedorn: “Anakreon”, “Die Küsse” und “Aufmunterung zum Vergnügen. 1. August: Vortrag zu Hagedorn, zu Hamburg, oder zum späten 18. Jahrhundert
  3. Juli-1. August: Aufklärung, Friedrich Klopstock, “Die Frühlingsfeier”. Vortrag zu Klopstock, oder zu seinem Messias
  4. August: Sturm und Drang. Goethes “Erlkönig”Franz Schuberts Version2. August: 5. Tagebuch 20 Uhr
  1. Woche: Die deutsche Klassik, Goethe und Schiller
  2. August: Goethe, Einführung, dann “Auf dem See”und “Heideröslein”
  3. August: Goethe, Der ZauberlehrlingRap Version

7.-9. August: Faust, Prolog im Himmel, Fausts erster Monolog. 5. oder 6. Vortrag zu Goethe, mehrere Möglichkeiten, der junge Goethe, der alte Goethe, oder Die deutsche Klassik

  1. August: Aufsätze zu Fragen 3, 21 Uhr
  1. Woche: 19. und 20. Jahrhundert, politische Reflexionen, philosophische Gedanken
  2. August: Bertolt Brecht, “Fragen eines lesenden Arbeiters”
  3. August: Brecht, “Erinnerung an Marie A.”
  4. August: Brecht, Kinderhymneund Bei der Lektüre eines sowjetischen Buches
  5. August: Spaziergang
  6. August: Abreise

Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg in diesem Kurs!

(Ich hatte an einen zusätzlichen Text gedacht, lasse dies aber bleiben, doch allgemein empfehle ich: Max Frisch: Andorrahttps://www.lehmanns.de/shop/literatur/28532549-9783518734803-andorra (Links to an external site.)

Oder die Kindle Version: https://www.amazon.de/Andorra-St%C3%BCck-Bildern-Max-Frisch-ebook/dp/B00GRYD35W (Links to an external site.)). Ich empfehle den Text stark als Privatlektüre, er ist sehr aussagekräftig; und ich wäre sehr gerne bereit, privat mit Ihnen darüber zu sprechen.