[Zu dieser Seite: bis jetzt ist der ganze Text nur auf einer Seite, d.h. man kann noch nicht von Kapitel zu Kapitel springen wie im Text von Joseph Och.  Wenn man einen Link anklickt und danach wieder zurückkommen will, muss man wieder oben anfangen und schnell nach unten rollen].

Weder Pfefferkorn noch Joseph Och beurteilten die Indianer von Sonora aus einer Sicht, die wir heute noch akzeptieren könnten, aber es handelt sich um historische Texte, die für die Geschichte Sonoras sehr wichtig sind, d.h. für uns alle, die in Süd-California, Arizona und New Mexico leben.

IGNAZ PFEFFERKORN

Beschreibung der Landschaft Sonora

zusammen mit anderen merkwürdigen Nachrichten von den inneren Teilen

Neu-Spaniens und [von der] Reise aus Amerika nach Deutschland

Biographie

Der Jesuit Ignaz Pfefferkorn wurde am 31. Juli 1725 in Mannheim geboren und trat am 21. Oktober 1742 in den Jesuitenorden ein. 1754 reiste er als Missionar von Deutschland über Spanien nach Mexiko und kam dort zwei Jahre später an. Bald darauf übernahm er die Mission von Atí, wurde 1761 an die Mission Guevavi versetzt, 1763 nach Cucurpe, und 1767 mußte er wie alle anderen Jesuiten das Land verlassen, weil der Jesuitenorden durch den spanischen König verboten worden war. Die Jesuiten-Missionare blieben viele Jahre ganz unschuldig in Kirchen-Gefängnissen in Spanien, Pfefferkorn z. B. kehrte erst 1777 in die Heimat zurück. 1794 veröffentlichte er den ersten, 1795 den zweiten Band seiner Beschreibung Sonoras, der dritte ist nie erschienen. Pfefferkorn bietet eine sehr genaue und zugleich lebendige Darstellung der Landschaft, der Tiere und Pflanzen und des Klimas von Sonora. Außerdem geht er detailliert auf das Leben der verschiedenen Indianerstämme ein und beschreibt sorgfältig ihre Kultur, Sitten und Lebensbedingungen.

Vokabular: siehe den Link oben zum Lexikon.

[The following text is based on a reprint of Pfefferkorn’s Beschreibung der Landschaft Sonora samt andern merkwürdigen Nachrichten von den inneren Theilen Neu Spaniens und Reise aus Amerika bis in Deutschland. Köln 1794. Herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Ingo Schröder. Beiträge zur Forschungsgeschichte (Bonn: Holos, 1996); see also the English translation: Ignaz Pfefferkorn, Sonora. A Description of the Province. Transl. and Annotated by Theodore E. Treutlein. Coronado Cuarto Centennial Publications, 12 (Albuquerque: 1949). Repr. with a New Foreword by Bernard L. Fontana. The Southwest Center Series (Tucson: The University of Arizona Press, 1989)].

Aufgaben:

— Wer waren die Jesuiten? Gibt es heute noch Jesuiten? Studiere die Informationen auf der Leitseite (website).

— Was meint Pfefferkorn mit Neu-Spanien?

— Was ist mit Sonora gemeint?

Content

Pfefferkorn composed an extensive, two volume compendium in which he tried to cover all imaginable features of the world of Sonora as far as he got to know it and as he was given information by the other missionaries. It would be unnecessary and maybe even boring for some readers to study all chapters in his comprehensive treatise. Pfefferkorn’s Bericht offers, however, many different aspects of which some of the most exciting and relevant will be included here. His eighteenth-century German which reads quite differently than modern German requires a careful selection and adaptation. The purpose is not simply to make Pfefferkorn’s massive work available again to learners of German in the Southwest, but to present a selection from both his volumes which will appeal to modern readers and most poignantly outline the world of Sonora as it still relates to us today. Even a plain listing of all chapter headings will shed significant light on the scope and nature of Pfefferkorn’s treatise. Depending on your interest and personal concerns, you can focus on individual chapters.

Maybe you might find some of the chapters listed in the Table of Contents particularly interesting, although they might not be included in the following selection. Once you have mastered the basic reading skills to understand Pfefferkorn’s German in its modernized form as presented here, it would be highly advisable to decide to look up the original. Keep in mind, however, that far into the twentieth century printed books, and so also handwritten documents, used a script called “Fraktur” or “Gothic Script.” If you want to read the original texts, you need to get used to this “Fraktur,” which is like deciphering an old document from a different culture. But these old letters are not as far away from our modern letters as the Egyptian hieroglyphs, for instance, would be.

Pfefferkorn wrote, like his contemporaries, the ‘s’ with a long shaft which makes it difficult to differentiate it from the ‘f.’ Instead of an umlaut, you will notice the superscript, i.e., the ‘e’ over the ‘u’ for ‘ü’ or the ‘e’ over the ‘o’ for ‘ö.’ The ‘z’ looks like a ‘g’, and the ‘k’ seems to be a small ‘t.’ The small ‘m’ and ‘w’ are difficult to distinguish, and so the capital letters ‘E’ and ‘R.’ But as soon as you get used to these peculiarities, the reading should become easier. Of course, then you still would have to cope with Pfefferkorn’s eighteenth-century German, which I have tried to adapt to the modern usage as much as possible. Consequently I have often simplified the syntax (sentence structure) and chosen newer words to give you help. Similarly, the punctuation is modernized, and so the spelling.

INHALTSVERZEICHNIS (TABLE OF CONTENTS)

1. Band:

A. Lage und Grenzen von Sonora, dazu eine Beschreibung der Völker, die jenseits davon leben.

1. Lage und Grenzen von Sonora

2. Namen der benachbarten “wilden” Völker

3. Die wichtigsten Flüsse in Sonora und den angrenzenden Gebieten

4. Die “wilden” Apaches, Neu-Mexico, die Landschaft Moqui, der Rio Azul

5. Die noch unbekehrten Pimas

6. Die “wilden” Cocomaricopas und Nichoras

7. Die “wilden” Yumas, Quiquimas, Bagiopas, Hoabonomas und Cutguanes

8. Die “wilden” Papagos.

B. Einteilung des spanischen und christlichen Sonoras

1. Die Größe des christlichen Sonoras und Überblick aller Einwohner

2. Die christlichen Opatas, Eudebes und die südlichen Pimas

3. Die nördlichen Pimas

4. Die Hoffnung, viele wilde Nationen zum Christentum zu bekehren, scheitert an der Bosheit einzelner Spanier

5. Errichtung vier neuer Missionen

6. Tod des Pater Kinos

7. Fünf neue Missionen

8. Schrecklicher Aufstand der Pimas und Zerstörung vieler Missionen

9. Reue der Pimas, Wiederherstellung der Missionen

10. Neue Hoffnung auf Bekehrung der Apaches

11. Scheitern der Hoffnung wegen der Bosheit eines Spaniers

C. Geographie, Klima und Fruchtbarkeit des Landes

1. Einleitung

2. Doppelte Reihe der Berge

3. Herkunft der sogenannten Quebradas

4. Allgemeine Beschreibung des Klimas

5. Der Winter

6. Die Zeit der größten Hitze

7. Gefahr für die Gesundheit [während des Sommers]

8. Andere Unbequemlichkeiten dieser Jahreszeit

9. Die Regenzeit [Monsun]

10. Fürchterliche Gewitter

11. Sanfte Regen

12. Reichtum des Landes

13. Jetziger schlechter Zustand Sonoras

14. Verfall der Bergwerke

15. Verfall der Landwirtschaft

16. Verfall der Viehzucht

Verzeichnis der Preisinflation von europäischen Waaren

D. Landwirtschaftliche Produkte in Sonora

1. Weizen, türkischer Weizen [Mais]

2. Bei größerem Fleiß würde die Fruchtbarkeit noch größer sein

3. Das Dreschen (threshing) durch Pferde und Maultiere

4. Gerste, Erbsen, Linsen, Bohnen

5. Spanischer Pfeffer

………….

26. Die Pflanze Mescale

27. Die Chicamilla

28. Die Peonilla

29. Die Jaramatraca

………..

41. Ein Mittel gegen Tobsucht

42. Das Rauchwerk Remolino

43. Die Indianer kümmern sich wenig um ihre Gesundheit

……….

54. Die wilden Weinstöcke

E. Das Steinreich in Sonora (Geologie von Sonora)

1. Die Bruchsteine

2. Mangel an Werkmeistern

3. Missionare bauen Gebäude aus Stein

4. Marmor-Arten

5. Feuersteine

6. Alaun

7. Der Seris-Stein

8. Der Bezoar

9. Eine besondere Art von Steinen

10. Piedra quadrata, ein Medizinalstein

11. Versteinerungen

12. Tönende Steine

………

16. Das Salz wird ein königliches Monopol

17. Allgemeine Nachrichten von den Bergwerken in Sonora

18. Verschiedene Gold- und Silbererze

………

21. Die Silbergrube zu Arisona (Arizona)

22. Wohnorte der Bergleute

23. Gold-Wäschereien

………

F. Tiere in Sonora

Dieser Abschnitt behandelt sowohl wilde als auch Haustiere, Schlachtung, Jagd und tierische Produkte.

a. die europäischen Haustiere

b. vierfüßige wilde Tiere

c. Vögel, Fledermäuse

d. Schlangen

e. giftige Insekten

f. Gegengifte

g. giftlose Insekten

Anhang:

Nachrichten von den wilden Apaches

1. Beschreibung des Landes

2. Ihre Nahrung

3. Kleidung, Ehre

4. Kriegerische Führer

5. Waffen

6. Kriegsführung

7. Behandlung der Gefangenen

8. Auswechslung der Gefangenen

9. Einige ausgewechselten [weißen] Kriegsgefangene kehren freiwillig zu den Apaches zurück

10. Die spanischen Soldaten sind nicht im Stande, das Land zu schützen

Nachricht von den abtrünnigen (rebellious) wilden Seris

1. Frühere Bekehrung und Aufstand der Seris

2. Anfang und Fortsetzung des Aufstands

3. Die Verstecke der Seris

4. Weitere Nachrichten von ihren Angriffen

5. Vergeblicher Feldzug gegen sie

6. Erneut vergeblicher Feldzug

7. Die Seris erschießen den Gouverneur

8. Ihr schreckliches Gift

9. Zubereitung dieses Giftes

Vergleich der spanischen und mexikanischen Münzsorten

Now take another look at this long list of topics covered by Pfefferkorn and consider the following questions which also will be of relevance throughout your reading of the entire work:

— Is there any area you would like to get more information about?

— Has Pfefferkorn favored any specific area over others?

— Can you say anything about his particular ethnic orientation with regards to the Spanish and the Indians?

— Does the author differentiate among the various Indian tribes?

— What religious information does he focus on?

— How does Pfefferkorn present himself as a Jesuit?

— What parts of the modern day Southwest are not considered by the author?

— What impression of the Southwest do you get from Pfefferkorn’s report?

— Based on this table of content, what is Pfefferkorn’s general perception of Sonora?

— What are the most positive, what are the most negative aspects discussed by him?

Let us next turn to the actual text. You will notice that this textbook will from now on use German for all introductions, explanations, questions, and tasks. At the beginning, many words will be glossed, and special grammatical constructions will be highlighted. Sometimes idiomatic expressions will need extra explanations which you will find in the hypertext vocabulary (at this point still in process!). Within the German text there will be markers for theses idiomatic expressions [idiomatische Redewendung!]. There will also be many links to various websites with pertinent information about eighteenth-century Sonora such as maps, photos, scientific data, etc.

At the end you should be able to deal with Pfefferkorn’s text all by yourself, and hence also be in a good position to read any other text by an eighteenth-century Jesuit missionary. This web-based textbook will thus become the linguistic springboard for you to explore your own history seen through the eyes of a German author who made important contributions to the exploration and missionization of Sonora and neighboring areas of the Southwest.

Fragen zum Text (bis II.7):

 

Fragen zu Pfefferkorn A

1. Fassen Sie Pfefferkorns Biografie in Ihren eigenen Worten zusammen.

2. Was sagt Pfefferkorn insgesamt und einleitend über Sonora?

3. Welche Informationen liefert er über die Apachen, Pimas, Cocomaricopas, Nichoras, Papagos?

4. Wie beurteilt er die nördliche Mission, d.h. die Pimería Alta?

5. In welcher Weise kritisiert Pfefferkorn die Spanier (II.4)?

6. Berichten Sie, was er über die Errichtung von neuen Missionen aussagt (II.5, II.7)

A.

Erster Abschnitt (Kapitel)

Lage und Grenzen von Sonora, dazu eine Beschreibung der benachbarten Völker:

1. Lage und Grenzen von Sonora:

Sonora liegt in Nordamerika gerade gegenüber der Halbinsel Californien, getrennt durch einen Meerbusen östlich davon. Im Osten von Sonora leben die noch wilden Apaches, die Land von fast dreihundert spanische Meilen bewohnen und schon mehr als einhundert Jahre durch ihre Kriege, ihr Rauben und Morden der Schrecken und die Strafe Sonoras gewesen sind und es immer noch sind. Im Süden von Sonora liegt der Fluss Yaqui, die Landschaft Sinaloa und die hohen Gebirge der Tarahumara. Im Norden gibt es keine feste Grenzen. Tucson, welches auf dem 34. Grad nördlicher Breite liegt, ist der letzte Wohnort der christlichen Sonorer (1-2)

Aufgabe:

— Finde auf einer Landkarte die mexikanische Provinz Sonora und identifiziere die Wüste Sonora. Lokalisiere Tucson und die Provinz Sinaloa. Pfefferkorn schreibt noch “Cinaloa.” Stimmt es, daß die heutige Großstadt auf dem 34. nördlichen Breitengrad liegt?

(Hinweis: es gibt gute Links auf der ersten Seite oben [Einleitung])

2. Wie lauten die Namen der benachbarten wilden Völker, die von den Patres Kino und Sedelmeyer erforscht worden sind?

Was weiterhin von diesem großem Land entdeckt und einigermaßen bekannt ist, wird von wilden, noch unbekehrten Völkern bewohnt. Ihre Namen sind: Papagos, Pimas Cocomaricopas, Nichoras, Mokis, Yumas, Quiquimas, Bagiopas, Hoabonomas, Coanopas, Cutguanes. Welche anderen Völker im Norden leben, ist zur Zeit noch unbekannt. Es fehlen sogar genauere Nachrichten/Informationen über diese Völker in den unendlichen Gegenden, von denen bis jetzt nur zwei deutsche Jesuiten, Eusebius Franciscus Kino und Jacobus Sedelmayer – mit dem ich sechs Jahre lang zusammen gelebt habe – etwas aufgrund ihrer wiederholten Reisen berichtet und aufgeschrieben haben. Beide haben sich, so weit es möglich war, in das Land hinein gewagt, weil sie jene wilden Völker zum Christentum bekehren und weil sie herausfinden wollten, ob Californien eine Insel oder eine Halbinsel ist. Pater Kino hat diese schwere und gefahrvolle Reise viermal, Pater Sedelmayer zweimal unternommen (3f.).

— Welche der Indianernamen dienen heute als Namen für Counties?

— Welchen Eindruck und welche Informationen besaßen die Missionare von dem Land weiter nördlich?

— Was denkt Pfefferkorn über seine Vorgänger, Kino und Sedelmayer?

— Um mehr über die Pimas bzw. die Tohono O’odham zu erfahren (wie sie sich heute selber nennen), siehe z.B. http://www.geocities.com/Athens/9479/seri.html

siehe auch: http://www.itcaonline.com/tribes_tohono.html

http://parentseyes.arizona.edu/missions/odham.html

http://www.sanxaviermission.org/Tohono.html

4. Die wilden Apaches, Neu-Mexiko, die Landschaft Moqui, der Rio Azul

Gegen Osten sind die wilden Apaches die ersten, welche die Ufer des Gila bewohnen. Nördlich davon liegt Neu-Mexico und die stark bevölkerte

Siehe dazu: http://www.newadvent.org/cathen/01592a.htm

5. Die noch unbekehrten Pimas

Hierauf folgen den Gila hinunter die noch unbekehrten Pimas, welche auf beiden Seiten des Flusses leben. Dieses Volk ist in drei zahlreiche Gemeinden geteilt, von denen die größte ein schönes, mit Bäumen gut bestandenes Land von 14 Meilen [Ausdehnung] bewohnt, das durch Wasserleitungen, die sich wegen des ebenen Bodens ohne große Mühe aus dem Fluß auf das umliegende Land führen lassen, bewässert und fruchtbar gemacht werden kann.

6. Die wilden Cocomaricopas und Nichoras

Von dem Wohnsitz dieser Pimas rechnet man 12 Meilen bis zu dem obengenannten Rio de la Assuncion. Die Gegend, wo der Fluß in den Gila mündet, ist außerordentlich angenehm, ganz eben und sehr gut geeignet, alle Arten von Getreide und Pflanzen hervorzubringen. Dort leben auf beiden Seiten des Flusses die Cocomaricopas, und an sie grenzen die Nichoras…, die mit ihnen ständig Krieg führen aber meistens den Kürzeren ziehen. In den Kämpfen versuchen die Cocomaricopas nicht so sehr, ihre Gegner zu töten, sondern sie lebendig in die Hände zu bekommen. Sie verkaufen die Gefangenen an die benachbarten Pimas, von diesen kommen einige an die Spanier, welche sie für etwas Tuch, eiserne Werkzeuge oder andere Kleinigkeiten, die angemessen für die Wilden sind, kaufen und nachher schlimmer behandeln als einen Hund. An den Grenzen der Cocomaricopas beginnt eine ganz öde und verlassene Wildnis von 40 Meilen, wo es sehr wenig Wasser und für Mensch und Tier keine Nahrung gibt (6f.).

— Was denkt Pfefferkorn wirklich über die verschiedenen Indianerstämme?

— Steht er auf der Seite der Spanier, oder kritisiert er sie ebenso?

— Was interessiert Pfefferkorn am meisten bei seiner Landschaftsbeschreibung?

Siehe dazu: http://www.angelfire.com/nv/YAR509/page4.html

8. Die wilden Papagos.

Von dem Fluß Gila und dem Wohnsitz der Cocomaricopas aus erstreckt sich südwärts [südlich] bis zum 33. Grad und bis zum Anfang des schon bekehrten Sonoras eine große Landschaft, welche größtenteils die sogenannten Papbi-Ootam, oder auch Papagos genannt, bewohnen. Sie sind ein Volk, welches zwar dieselbe Sprache wie die Pimas redet und vermutlich auch von ihnen abstammt, von diesen aber mit Verachtung als Menschen schlechter Herkunft angesehen wird. Das Land, das sie bewohnen, leidet großen Wassermangel (Dürre) und hat selten Regen. Es ist größtenteils sandig und taugt nur selten dazu, Getreide und andere Sachen anzubauen. Deswegen sind die meisten dazu gezwungen, sich von der Jagd und wilden Früchten zu ernähren. Diese wilden Papagos sind unter allen Wilden die einzigen, die mit den bekehrten Sonorern Kontakt pflegen. In sehr trockenen Jahren kommt es vor, daß sogar das wilde Obst wie Pitahayas, Tunas, Zaguaros und andere Früchte mißrät. Dann kommen die armen Leute vom Hunger getrieben in die benachbarten Missionen, um Nahrung zu finden. Sie wurden jederzeit von den Missionaren so wie die christlichen Einwohnern freundlich empfangen, ernährt und für einige Zeit mit den nötigen Vorräten versehen. Diese menschenfreundliche Behandlung machte bei ihnen solchen Eindruck, daß jedesmal einige von ihnen motiviert wurden, bei den Christen zu bleiben und die Taufe zu erhalten. Ich selbst habe oft das Glück gehabt, solchen freudevollen Fang zu machen. Nie aber hat man die ganze Nation (das ganze Volk) überreden können, ihr armseliges Land zu verlassen und fruchtbarere Gegenden, welche man ihnen anbot, zu besiedeln, wohin sich ihnen dann Missionare angeschlossen hätten, um sie im Christentum zu unterrichten (10-12).

— Wie beurteilt Pfefferkorn die Beziehung der einzelnen Indianerstämme untereinander?

— Was sagt er über das Land, in dem die Papagos leben?

— Wie gelingt es den Missionaren, einzelne Papagos zum Bleiben zu überreden und sie schließlich zu taufen?

— Was meint Pfefferkorn damit, “solchen freudevollen Fang zu machen”?

— Wieso gelang es den Missionaren niemals, das ganze Volk zum Christentum zu bekehren?

— Von welchen Gefahren für die Indianer spricht der Autor?

— Wie ist die Beziehung zwischen den Missionaren und den “Wilden” gestaltet? Wie gelingt es den Jesuiten, immer wieder individuelle Menschen zum christlichen Glauben zu bekehren?

— Wie beurteilt Pfefferkorn das Verhalten der Spanier den indianischen Gefangenen gegenüber?

— Auf welche Weise konnte die Fremdheit zwischen Indianern und Missionaren abgebaut werden?

B.

II, 3: Die nördlichen Pimas

Die nördlichen Pimas…. Ihre erste Ortschaft, welche auf dem 31. Breitengrad liegt, wird Caborca genannt. Von dort erstreckt sich ihr Volk bis zu 90 Stunden nach Nordosten bis zu den Grenzen der Papagos. Diese Pimas haben erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts Kenntnis vom wahren Gott erhalten, während die übrigen Nationen schon viele Jahre vorher den christlichen Glauben angenommen hatten. Dieses große Werk war die Tat von Pater Kino. Dieser eifrige Mann hat sich mit unerschrockenem Mut unter dieses sehr wilde Volk gewagt. Er hat seine Sympathie gewonnen, es im Christentum unterrichtet und viele von ihnen mit so großem Erfolg getauft, daß ihm die Neubekehrten sehr gerne Dienste leisteten, um Kirchen und Wohnungen für die nachfolgenden Missionare an den verschiedenen Orten zu bauen. Fast sieben Jahre trug Kino allein die Last dieser schweren Arbeit. Oftmals aber immer vergebens bat er um offizielle Hilfe. Wenn er diese gleich von Anfang an bekommen hätte, wäre es damals leicht gewesen, alle Völker, welche an den Ufern des Gila und Colorado lebten, zum Christentum zu bekehren. Selbst die barbarischen Apaches wurden durch den Ruf der Freundlichkeit des Pater Kino so von ihm beeindruckt, daß sie von sich aus darum baten, dass  Missionare zu ihnen kommen, die sie im Christentum unterrichten würden (14f.).

— Welches große Werk hatte Pater Kino erreicht?

— Wie verhielten sich die konvertierten Indianer den Missionaren gegenüber?

— Was hätte Kino erreichen können, wenn man ihm rechtzeitig Hilfe gestellt hätte.

— Wieso baten sogar die “barbarischen Apaches” um Missionare, die ihnen Religionsunterricht geben konnten?

II. 4: Die schönste Hoffnung auf Bekehrung vieler Nationen wird durch die Bosheit einiger Spanier zerstört (vereitelt):

Allein durch den Geiz und Egoismus einiger mächtiger gewissenloser Spanier wurde diese zum Schnitte schon ganz reife Ernte zum unersetzlichen Verlust so vieler tausend Seelen erbärmlich zu Grunde gerichtet. (idiomatische Redewendung!) (15f.).

Diese Boshaften hatten kein Bedenken, die unschuldigen Pimas, die unter der Anleitung und liebreichen Sorge des Paters Kino ganz ruhig und friedlich lebten, als vermeintliche Rebellen und Feinde des Königs gewaltsam zu überfallen und zu Sklaven zu machen, um sie in den Bergwerken oder auf den Landgütern zur härtesten Arbeit einzusetzen. Die große Entfernung zum spanischen Hof machte diese Boshaften so kühn, daß sie die Anordnung Karls II., keinen neubekehrten Indianer für zwanzig Jahre lang in die Bergwerke zu schicken, völlig ignorierten. Um ihr Verhalten den Indianern gegenüber zu rechtfertigen, verbreiteten sie das Gerücht, die Pimas hätten einen Aufstand gegen den König organisiert. So schafften sie es, daß man Pater Kino, der sich in Mexiko für die Indianer eingesetzt und inständig um Hilfe bei der Missionsarbeit gebeten hatte, nicht glauben wollte. Diese grausame Unterdrückung der Pimas schreckte die übrigen Völker von dem Evangelium ab, denn alle fürchteten, sobald sie getauft worden wären, unter das spanische Joch zu geraten [versklavt zu werden] und genauso wie die Pimas mißhandelt zu werden. Man haßte die Spanier und haßte sie noch mehr, als in der folgenden Zeit noch mehr Gewalttätigkeiten gegen die armen Indianer begangen wurden. Daher wagt sich jetzt kein Spanier mehr in diese Gegend (15-17).

— Pfefferkorn kritisiert besonders scharf die Spanier? Warum?

— Was machten einige von ihnen mit den Pimas?

— Welches Privileg hatte der spanische König Karl II. den neubekehrten Indianern gewährt?

— Was hatte Pater Kino erreichen wollen? Was glaubte man ihm nicht?

— Warum versklavte man die Indianer, die zu Christen geworden waren?

— Was hielten die anderen Indianervölker von den Spaniern?

— Worin bestand der Konflikt zwischen den jesuitischen Missionaren und den spanischen Kolonisatoren?

— Warum hatten die Jesuiten nicht den erwünschten Erfolg mit ihrer Missionierung bei den anderen Indianernationen?

Group Exercises

A. In smaller groups, discuss the various possibilities for the Spaniards, the German missionaries, and the Indians. On the basis of Pfefferkorn’s information, explore what must have gone through the heads of the colonizers, the missionaries, and the Indians.

B. Imagine a public discussion in Tucson during the early 1800s, involving a colonizer, a Jesuit, and a Pima Indian. Each group should pretend to be one of the three persons. What arguments might they have used?

C. Position yourself at the court of the Spanish king in the year 1805, for example. A delegation of Pima Indians has traveled to Spain and now pleads with the crown to stop the abuse of the Indians in Sonora. In groups, explore how ordinary Europeans would have responded to this serious complaint and desperate plea. One group could be the king himself, another group could defend the Jesuits and their efforts to christianize the Indians, one group should represent the court council primarily interested in the profit derived from the provinces in Mexico and Sonora, and one group should speak up on behalf of the Indians themselves.

II. 5: Errichtung vier neuer Missionen:

Dieser Unfall schwächte aber nicht die Standhaftigkeit des Pater Kino. Er reiste ununterbrochen durch das Land der Pimas, um seine Neubekehrten zu stärken. Er ließ auch nicht nach, mehrere Arbeiter für diesen Weinberg des Herrn zu begehen [idiomatische Redewendung!] und schaffte es endlich, daß er vier Missionen im Land der nördlichen Pimas errichten und sie mit ebenso vielen Priestern, die ihm schließlich von Mexiko aus geschickt wurden, besetzen konnte. Diese Missionen nannte er San Ignatio, Tubutama, Caborca und Dolores. Die letztere blieb aber nach einigen Jahren unbewohnt, weil die meisten Einwohner an Krankheiten starben und die wenigen Überlebenden sich nicht mehr gegen die Angriffe der Apaches verteidigen konnten (17f.).

II. 7: Fünf neue Missionen:

Im Lauf der Zeit wurden die von Pater Kino gestifteten Missionen durch drei weitere vermehrt, weil vier Priester nicht ausreichten, diese so weit ausgedehnte Christenheit angemessen zu betreuen. Deswegen wurden in Soamca, Quebari und S. Xavier del vac [Bac] neue Missionare angestellt. Dem Missionar in Tabutama war es auch fast unmöglich, in seinem sehr ausgedehnten Bezirk die Arbeit zu leisten. Durch die Großzügigkeit des Marquis von Villa Puente, eines besonderen Förderers und Wohltäters der Missionen in Pimeria und Californien, war es möglich, im Jahr 1750 zwei neue Missionen in Saric und Sonoitac zu begründen. Dieser letzte Ort [Sonoitac] liegt fast 30 Stunden nordwestlich von Tabutama und etwa 50 Stunden südlich vom Fluß Gila.

Aufgaben:

— Finde auf einer historischen und einer modernen Karte diese Missionen.

— Was erfahren wir über diesen Marquis von Villa Puente?

— Warum war es so notwendig, neue Missionen zu gründen?

— Wieso war es so schwierig, eine neue Mission zu begründen?

 

Eine Grammatikuebung:

 

Nach und nachdem

1. _____ der Arbeit gehen wir immer einen trinken, aber _____ wir drei oder vier Bier zu uns genommen haben, können wir nicht mehr nüchtern Auto fahren.

2. Er stieg in den Bus, _____ er eine halbe Stunde gewartet hatte.

3. _____ seiner Meinung hatte es viel zu lange gedauert.

4. _____ er den Text (lesen), (schreiben) er einen Aufsatz darüber.

5. Wir planen einen Urlaub auf Hawai’i, ____ wir das große Los (ziehen).

6. Sie kommen alle _____ der Pause wieder in die Klasse.

7. Ich werde dich bald besuchen, ____ ich alle Aufgaben (erledigen).

8. Du hast viel Erfolg (haben), ____ du viel (trainieren).

9. Er schaffte die Bergbesteigung, ____ er sich gut darauf (vorbereiten).

10. ____ dem Unterricht gehen wir alle in die Bibliothek, aber nur, _____ wirklich alle den Aufsatz (abschließen).

Nach und nachdem

1. _____ der Arbeit gehen wir immer einen trinken, aber _____ wir drei oder vier Bier zu uns genommen haben, können wir nicht mehr nüchtern Auto fahren.

2. Er stieg in den Bus, _____ er eine halbe Stunde gewartet hatte.

3. _____ seiner Meinung hatte es viel zu lange gedauert.

4. _____ er den Text (lesen), (schreiben) er einen Aufsatz darüber.

5. Wir planen einen Urlaub auf Hawai’i, ____ wir das große Los (ziehen).

6. Sie kommen alle _____ der Pause wieder in die Klasse.

7. Ich werde dich bald besuchen, ____ ich alle Aufgaben (erledigen).

8. Du hast viel Erfolg (haben), ____ du viel (trainieren).

9. Er schaffte die Bergbesteigung, ____ er sich gut darauf (vorbereiten).

10. ____ dem Unterricht gehen wir alle in die Bibliothek, aber nur, _____ wirklich alle den Aufsatz (abschließen).

 

da- und wo-Kompounds

vor – bevor

II. 8: Aufstand der Pimas und Zerstörung vieler Missionen:

Der erste und letzte Seelsorger [Priester] in Sonoitac [heute Sonoita direkt südlich der Grenze USA-Mexiko westlich von Tucson] war Henricus [Heinrich] Ruhen [siehe die Ruhen-Seite oben], ein deutscher Jesuit aus der niederrheinischen Provinz. Dieser verehrungswürdige Mann hatte kaum ein Jahr in dieser Mission gelebt, als die Pimas durch die Unvorsichtigkeit des spanischen Gouverneurs in Sonora zu einem entsetzlichen Aufstand veranlaßt wurden. Dieser war so von einem Indianer beeindruckt, daß er glaubte, unter seiner militärischen Führung zusammen den zahlreichen Pimas die gefährlichen Apaches, die Erbfeinde Sonoras, überwältigen zu können. Deswegen ernannte er ihn zum General all seiner Landsleute, beschenkte ihn mit Pferden und spanischen Gewehren, bekleidete ihn kostbar auf spanische Art und gab ihm sogar den großartigen Titel eines Generals. Der Indianer wurde dadurch ganz arrogant, vor allem weil er bemerkte, daß auch die Spanier nach dem Beispiel ihres Gouverneurs ihm Respekt zeigten, was er für ein Zeichen ihrer Furcht hielt. Als er so viel Macht in den Händen hielt, beschloß er, den angeborenen, bis dahin listig versteckten Haß gegen die Spanier durch ihre völlige Zerstörung zu stillen. Durch das Ansehen, das er sich bei seinen einfältigen Landsleuten erworben hatte, durch Versprechungen und Drohungen schaffte er es bald, die Pimas zu überreden, sich heimlich zu vereinigen, die Spanier zusammen mit den Missionen völlig zu vernichten. Am 21. Wintermonat (Dezember?) 1751 brach das Feuer mit solcher Gewalt und Grausamkeit los, daß die meisten Missionen zerstört, Kirchen und Häuser verbrannt und alle Spanier, die sich nicht verteidigen oder nicht fliehen konnten, erbärmlich ermordeten. Zwei Missionare wurden dabei mit Pfeilen erschossen, Pater Thomas Tello, ein Spanier in Caborca, und der oben genannte Pater Henricus Ruhen in Sonoitac. Ich hatte das Glück, sechs Jahre später die noch unbegrabenen Gebeine des letzteren sowie seinen noch ganz blutigen Schädel anständig zu beerdigen. Dazu habe ich die Körper einiger der Spanier, die bei dem Aufstand in Caborca ermordet wurden und die mit später gutherzig von den Indianern gezeigt wurden, zu begraben (20-22).

AUFGABEN:

— Siehe die Web-Leitseite für Heinrich Ruhen. Welche Bedeutung besitzt sein Martyrium heute noch für seine Heimatgemeinde Borsum bei Hildesheim in Deutschland?

— Wer trug nach der Meinung Pfefferkorns die eigentliche Schuld an dem Aufstand der Pimas?

— Wie urteilt der Autor über die spanische Regierung in Sonora? Was denkt er überhaupt über die Spanier?

— Wie kam es zu dem Aufstand? Wie bekamen die Pimas die Waffen?

— Warum wollten sie sowohl die Spanier als auch alle Missionare töten?

(Ti: Siehe die Heinrich-Ruhen Seite oben).

II. 9: Die Pimas bereuen alles. Herstellung der Missionen:

Nach diesem Aufstand bereuten die Pimas alles und gaben bald zu erkennen, daß ihr Aufstand eher durch ihren Leichtsinn, ihre Unbesonnenheit und törichte Furcht vor ihrem boshaften General als durch ihren eigenen bösen Willen ausgebrochen war. Denn gleich im folgenden Jahr kehrten sie wieder freiwillig in ihre verlassenen Ortschaften, übergaben freiwillig die Rädelführer [Anführer des Aufstands] den Spaniern zur verdienten Strafe und nahmen ihre zurückkommenden Seelsorger [Missionare] liebreich und reumütig auf. Sie haben auch seitdem bis zur Vertreibung der Jesuiten [1767] nicht das mindeste Zeichen einer Unruhe sehen lassen (22f.).

II. 10: Neue Hoffnung auf die Bekehrung der Apaches:

Ich habe bereits oben berichtet, daß die Apaches zu Lebzeiten des Pater Kino ernstlich danach verlangt hatten, im Christentum unterrichtet zu werden, und wie dies alles scheiterte. Etwa zwanzig Jahre nach seinem Tod [1711] entwickelte sich neue Hoffnung auf ihre Bekehrung. Einer von ihnen hatte sich durch die Gnade Gottes entschlossen, ein Christ zu werden. Er kam zu einem Missionar, sagte ihm seinen Wunsch, wurde freundlich aufgenommen und nach und nach im christlichen Glauben unterrichtet. Fast jedesmal, wenn er kam, brachte er einen oder anderen seiner Landsleute mit sich, denen er auch diesen Glauben beibrachte. Weil er bei den Apaches großes Ansehen besaß, bewirkte er bei ihnen, daß sie die Einwohner von Sonora mit Rauben und Morden verschonten, wodurch Ruhe und Wohlstand im dem vorher so geplagten Land eintraten. Er hatte auch zusammen mit einigen Freunden die heilige Taufe empfangen sollen, was vermutlich für die ganze Nation ein Beispiel gewesen wäre, dem sie sich angeschlossen hätten (23f.).

C. Geographie, Klima und Fruchtbarkeit des Landes

II. 11: Diese Hoffnung zerschlägt sich durch die Bosheit eines Spaniers:

Alle diese schönen Aussichten wurden durch die Gottlosigkeit des Hauptmanns einer spanischen Besatzung an der östlichen Grenze von Sonora ein für allemal zerstört. Dieser boshafte Mann lud diesen Peter, wie sich der Indianer nannte, mit einem Freund zu sich ein, weil er ihm angeblich etwas schenken wollte. Mit Peter kamen noch einige andere zum Haus des Hauptmanns, ohne Waffen zu tragen, ganz friedlich und vertrauensselig. Der Hauptmann gab, sobald sie im Haus waren, seinen heimlich versteckten Soldaten ein Zeichen, die wehrlosen und nichts Schlimmes befürchtende Schar zu überfallen. Sie stürzten sich auf sie und fesselten sie wie Hunde zusammen, um sie nach Mexiko zu bringen, wo sie der Hauptmann dem Unterkönig als Siegeszeichen der überwundenen und endlich unterdrückten Nation vorstellen wollte. Es ging aber nicht ganz so, wie sie es geplant hatten. Auf dem Weg kamen die Spanier mit ihren Gefangenen in ein Dorf, wo Kirmes [Kirchweih] gefeiert wurde und es lustig zuging. Drei oder vier Soldaten blieben außerhalb des Dorfes bei den Gefangenen, was genügend Wachen zu sein schienen, die anderen liefen in das Dorf, um an der Feier teilzunehmen. Als die Apaches die geringe Zahl Wächter bemerkten, befreiten sie sich von ihren Fesseln und flüchteten. Die Wächter schossen auf sie und töteten den guten Peter, wie es die göttliche Vorsehung für sein Seelenheil bestimmt zu haben schien, denn er verlangte sogleich die heilige Taufe, empfing sie und starb. Die anderen kehrten in ihr Vaterland zurück, hinterließen aber überall, wo sie nur konnten, die entsetzlichsten Spuren ihrer Rache und des von nun an mehr als je zuvor unversöhnlicheren Hasses gegen die Spanier. Sonora leidet bis auf heute unter dieser schlimmen Wirkung dieses Hasses (24-26).

Aufgaben:

— Wer ist dieser gute Peter gewesen?

— Welche Hoffnung besaßen die Missionare mit Peter?

— Was hatte der spanische Hauptmann mit Peter und den anderen Apaches vor?

— Wie konnten die Apaches aus der Gefangenschaft entkommen?

— Wie sieht Pfefferkorn die göttliche Bestimmung Peters bei seinem Tod?

— Was wäre nach der Meinung des Autors mit den anderen Apaches passiert, wenn der Hauptmann nicht das Verbrechen begangen hätte?

— Was waren aber die tatsächlichen Folgen des Verbrechens für ganz Sonora?

III. Natürliche Beschaffenheit, Witterung und Fruchtbarkeit Sonoras.

III. 1: Allgemeine Einleitung:

Sonora hat viele sehr hohe Berge, auch sehr fruchtbare Täler und weite Ebenen. Die Täler werden von Flüssen bewässert. Es gibt aber auch weit sich ausdehnende Flächen, wo kein fließendes Wasser anzutreffen ist. Es gibt zwar ab und zu eine Quelle oder einen kleinen Teich. Manchmal muß man aber acht bis zehn Stunden reisen, ohne einen Tropfen Wasser zu finden, was in einem so heißen Land sehr beschwerlich ist (27).

Es folgen ausführliche geographische Beschreibungen.

III. 4: Allgemeine Beschreibung der Witterung [Klima]:

Obwohl Sonora außerhalb der heißen Sone liegt und auf dem 27. nördlichen Breitengrad beginnt, so ist es doch ein sehr warmes Land. Im Hornung [Februar] fängt die Sonne schon an, für den menschlichen Körper lästig zu werden. Trotzdem bleibt das Wetter nicht beständig. Ein oder zwei Tage ist es fast so warm wie in Deutschland während der heißen Sommerzeit, dann aber wird es wieder kalt. Selbst an ein und demselben Tag ändert sich das Wetter oft, so daß es mal sehr warm, dann wieder sehr kalt ist. Dieser Wechsel kann innerhalb von zwei bis drei Stunden stattfinden. Die Ursache dafür ist die Unbeständigkeit der Winde, welche mal vom Osten mal vom Norden wehen, dann vom Westen oder Süden, dann wieder vom Osten. Im März steigt die Wärme, obgleich immer noch viele Wechsel auftreten. Im Mai steigt die Hitze so stark an, wie in Deutschland gegen Ende des Brachmonats [August]. Sie steigt bis zum Ende des Heumonats [Juni] und bleibt bis zum Ende des Herbstmonats [September]. Im Oktober läßt sie nach und wird erträglich. Von der Mitte Oktobers bis gegen Ende des Christmonats [Dezember] ist eigentlich die angenehmste Zeit und mit den sanften Frühlingsmonaten in Deutschland zu vergleichen. Die Sonne erwärmt dann das Wetter so mäßig, daß sie nicht unangenehm ist und auch die Kälte verhindert. Nur die Morgen- und Abendstunden wie auch die Nächte sind kühl, aber nicht übermäßig, so daß nachts eine Bettdecke genügend Wärme bietet.

Für Bilder vom Frühling in Sonora, siehe
https://sites.arizona.edu/aclassen/arizona_photos_0

III. 5: Der Winter:

Gegen Ende Dezember beginnt der Winter und kommt die Kälte, welche den ganzen Januar bis zum Anfang Februar dauert und derjenigen sehr ähnlich ist, die derjenigen gleicht, die am Rhein während des März in einem milden Jahr herrscht. Wenn die Winde aus dem Norden wehen, bedecken sich die Felder mit Rauhreif, aber niemals mit Schnee. Wenn es aber doch einmal auf der Ebene schneit, wird es als eine erstaunliche Begebenheit und als Zeichen schlimmer Kälte angesehen. Während der elf Jahre, die ich in Sonora lebte, hat sich das nur einmal im Jahre 1761 ergeben, jedoch taute der Schnee gleich wieder, nachdem er nur einige Minuten auf der Erde gelegen hatte. Auf den Gipfeln der hohen Berge sieht man ihn zwar öfters, aber auch dort schmilzt ihn die Sonne rasch. Ab und zu findet man auch am Rande der Bäche etwas Eis oder kleine Pfützen, die mit Eis bedeckt sind, aber in den Häusern gefriert das Wasser niemals, was einen Ofen im Zimmer unnötig macht. Ein Deutscher braucht nicht mehr, als einen guten Mantel, um sich genügend gegen die Kälte zu schützen. Die Spanier aber, die hier im Land geboren sind, leiden sehr unter der Kälte und müssen öfters unter offenem Himmel ein Feuer anzünden. Die Indianer, die keine andere Kleidung oder Decken als ihre eigene Haut haben, erwärmen sich nachts mit einem kleinen Feuer in ihren niedrigen und ringsum geschlossenen Hütten (34f.).

III. 7: Die Zeit der größten Hitze ist sehr gefährlich für die Gesundheit.

Diese Zeit ist für den menschlichen Körper sehr gefährlich, und man sieht nur zu oft die schädliche Wirkung der brennenden Sonne, besonders bei Ausländern, deren Körper noch nicht eine so brennende Hitze gewöhnt sind, wenn sie lange in der Sonne wandern und besonders wenn sie an einem Ort stillstehen… Daraus entstehen unerträgliche Kopfschmerzen, hitzige Fieber, Seitenstechen und andere tödliche Krankheiten, welche auch manchmal die Indianer ergreifen, obwohl sie sich von ihrer Kindheit an mehr in der Sonne als im Schatten aufhalten. Die schädliche Wirkung der brennenden Hitze kann ich auch durch meine eigene Erfahrung bestätigen, denn als ich einmal im August den ganzen Tag bei scharf stechender Sonne reisen mußte, bekam ich am zweiten Tag ein heftiges und gefährliches Fieber, so daß weder ich noch andere mir Hoffnung gaben, mit dem Leben davonzukommen (34-38).

Aufgaben:

— Beschreibe das gewöhnliche Wetter in Südarizona/Sonora heutzutage?

Siehe: http://weather.yahoo.com/graphics/satellite/west_usa_loop.html

http://www.ltrr.arizona.edu/~sheppard/swclimate/swclim.htm

— Hatte Pfefferkorn wesentlich andere Erfahrungen im Winter, Frühling, Sommer und Herbst als wir heute?

— Wie reagierten Menschen des 18. Jahrhunderts auf die extreme Witterung (Wetter) in Sonora? Wie empfinden wir heute das gleiche Wetter?

— Welche Bedeutung besitzt dieser Abschnitt über das Wetter in Sonora, um ein historisches Verständnis unserer Welt in Sonora und Arizona zu gewinnen?

— Was sagt uns Pfefferkorn über die Reaktion der Ausländer, der Spanier und der Indianer auf das extreme Wetter in Sonora?

III. 8: Andere Unbequemlichkeiten dieser Jahreszeit:

Alles, was leicht der Fäulnis unterworfen ist, verdirbt in dieser Jahreszeit sehr schnell. Frische Fische und Fleisch können nur einmal mit Ehren auf dem Tisch bestehen [idiomatische Redewendung!]. Was am Morgen getötet wird, muß am Mittag gegessen werden. Will man es bis zum Abendessen aufheben, darf man sich vor dem Gestank und den Würmern keinen Ekel haben. Daher passiert es auch selten, daß die Einwohner in dieser warmen Zeit frisches Fleisch essen: getrocknetes und an der Sonne gedörrtes [Fleisch], welches sich lange ohne Fäulnis aufbewahren läßt, wird deswegen meistens von ihnen gegessen. Jene, welche einen großen Haushalt und zugleich das Vermögen haben (von ihnen gibt es aber nur wenige), schlachten einen Hammel oder ein Lamm, wovon am Mittag wenig oder gar nichts übrig bleibt. Das Federvieh leistet auch oft gute Dienste. Die Missionare waren so glücklich, daß ihnen das Fleisch niemals schlecht wurde, denn sie hatten immer viele und tapfere [gierige] Mitesser, welche auch vor einem ganzen Ochsen keine Angst haben (38f.).

Aufgaben:

— Stell Dir vor, noch in einer Zeit ohne Elektrizität und vor allem ohne Kühlschränke zu leben!

— Wie bestimmte das Sommerwetter in Sonora die Essensgewohnheiten?

— Wieso hatten die Missionare Glück darin, daß ihnen niemals das Fleisch schlecht oder faul wurde? Wie löste sich für sie dieses Problem?

— Was sagt Pfefferkorn über die sozialen Unterschiede in der indianischen Bevölkerung, während er über Essen spricht?

 

III. 9: kein Titel:

Da nun die Hitze in dieser Zeit des späten Frühlings schon so scharf und intensiv ist, müßte sie [eigentlich] notwendigerweise in den folgenden Monaten bis zum Ende von September ganz unerträglich sein, wenn nicht die Hitze in Sonora wie überhaupt in ganz Neuspanien durch tägliche Regen gemildert werden würde; daher heißt auch diese Zeit Tiempo de Aguas (die Wasser-Zeit) genannt wird. Sie fängt mit dem Heumonat [Juni] an und endet im September. Es ist aber kein anhaltender, sondern ein kurzer Regen, welcher in zwei oder drei Stunden wieder vorbei ist. Er stürzt aber so häufig nieder, daß die Bäche und Flüsse erstaunlich anschwellen und für diejenigen gefährlich werden, welche sich im Notfall oder aus Unvorsichtigkeit auf einem Pferd hindurch wagen wollen, denn in diesem Land gibt es keine Brücken. Wenn das Unwetter vorbei ist, fallen die Flüsse ebenso schnell, wie sie angeschwollen sind, und der Himmel wird wieder so heiter, wie er vorher gewesen war. Diese Regenfälle ergießen sich nicht über das ganze Land; manchmal treffen sie nur eine Strecke von wenigen Meilen, wo sich die Wasserwolken öffnen, während die umliegende Gegend ganz trocken bleibt. Wo es nicht innerhalb von einigen Tagen regnet, besteht die Gefahr, daß die Feldfrüchte, besonders der Mais oder türkische Weizen vertrocknen, weil man nicht das ganze Land mit Hilfe von Kanälen bewässern kann. Nach dem ersten Sturzregen ist die Hitze unbeschreiblich, so daß man sowohl während der Nacht als auch am Tage fast daran erstickt. Durch den wiederholten Regen wird aber nach dem Verlauf einiger Tage die Luft abgekühlt und die Hitze so gemildert, daß man sie wohl ertragen kann.

Aufgaben:

— Wie ist die Wetterlage in Sonora vor 200 Jahren gewesen?

— Beschreiben Sie das normale Wetter in Arizona heute?

— Entdecken Sie wichtige/große Unterschiede oder Gemeinsamkeiten?

— Sammeln Sie alle Ausdrücke vom Wetter und ergänzen Sie die Sammlung mit weiteren Wetterbegriffen!

III. 13: Jetziger schlechte Zustand Sonoras:

Heutzutage ist Sonora nur noch ein Schatten dessen, was es früher gewesen ist, und es bleibt nur das traurige Andenken seines früheren Wohlstandes. Durch die kontinuierlichen Einfälle und Raubzüge der grausamen Apaches und der treulosen Seris ist dieses von Natur aus so reiche Land in den armseligsten Zustand gefallen. Diese Unmenschen haben schon seit vielen Jahren entsetzlich darin gewütet, eine große Anzahl von Spaniern und bekehrten Indianern grausam ermordet oder mit sich in die Gefangenschaft geschleppt, eine unbeschreibliche Menge von Pferden, Maultieren und Kühen geraubt und andere große Verwüstungen verursacht. Aus diesem Grund haben viele, besonders die wohlhabenden Spanier, nach und nach das Land Sonora verlassen, um sich anderswo niederzulassen, wo ihr Leben und Vermögen in Sicherheit ist (46f.).

—— In den folgenden Kapiteln beschreibt Pfefferkorn den schlechten Zustand der Bergwerke, des Ackerbaus und der Viehzucht.

—— Im vierten Buch geht es um die Pflanzen, die in Sonora wachsen bzw. angebaut werden.

— Im 43. Kapitel geht der Autor kurz auf die Gesundheit und Medizin der Indianer ein:

Außer den bisher beschriebenen gibt es in Sonora noch viele andere heilsame Kräuter und Pflanzen, mit denen sich auch wirklich die vernünftigen Indianer (deren Anzahl ist aber nicht groß) manchmal heilen, und zwar in solchen Umständen, bei denen mancher Arzt [in Deutschland] seine ganze Wissenschaft erschöpfen würde[, ohne jedoch Erfolg zu haben]. Die meisten aber sind wie in allen anderen Sachen auch hinsichtlich ihrer Gesundheit ganz gleichgültig und sorglos (115f.).

Aufgaben:

— Hier macht sich zum ersten Mal Pfefferkorns zwiespältige/ambivalente Einstellung den Indianern gegenüber bemerkbar. Inwieweit bewundert er sich selbst und seine Kultur, inwieweit verachtet er die Eingeborenen?

— Was erfahren wir über die Heilkraft mancher Pflanzen und Kräuter, die nur in Sonora wachsen?

IV, 44: Das giftige Kraut Yedra:

Ich habe mir nie besondere Mühe gemacht, die giftigen Kräuter kennenzulernen. Ich will aber doch eine mir wohl bekannte Pflanze hier anführen, deren bloßer Schatten giftig zu sein scheint. Es ist eine Gattung von Efeu, welches demjenigen sehr ähnlich ist, das wir in Europa kennen, und deswegen heißt es auch in der spanischen Sprache Yedra. Man findet es an alten absterbenden Bäumen, welche es von unten bis an den Gipfel umschlingt: es windet sich auch um die Äste und Zweige. Wenn man dieses Kraut zufällig berührt, fängt der Finger oder Arm, mit dem man es berührt hat, sofort zu schwellen an und entzündet sich. Bald darauf breitet sich das Unheil im ganzen Körper aus, wenn man nicht rechtzeitig kühlende Aufschläge macht. Es soll schon passiert sein, daß man sich unter einem Baum setzte, um Schatten zu bekommen, und dabei die Wirkung dieses Giftes zu spüren. In Sonora sagt man allgemein, daß derjenige sein Leben gefährdet, der zu lange in diesem Schatten bleibt. Es gibt genügend Beispiele, um diese Beobachtung zu bestätigen, denn man hat Leute schon tot unter solchen Bäumen gefunden, woran die Yedra schuld sein muß, obwohl natürlich der Tod durch viele andere Ursachen hatte eintreten können.

Aufgaben:

— Was sagt Pfefferkorn über sich selbst als Biologe?

— Womit vergleicht er die Yerba, um dem deutschen Leser klar zu machen, wie diese Pflanze aussieht?

— Welche Gerüchte über die giftige Wirkung der Yerba berichtet der Autor?

— Beweist sich Pfefferkorn als leichtgläubig oder als wissenschaftlich objektiv?

V. 21: Die Silbergruben in Arizona:

Unter den Silbergruben, welche in Sonora und in ganz Neuspanien seit der spanischen Eroberung jemals entdeckt wurden, war, so weit mir bekannt ist, die berühmtestes und reichste auf einem in der oberen Pimeria gelegenen Berg in der Nähe vom Dorf Arizona. Dieser Berg hat 1730 so viel Ertrag an Silber gehabt, daß ganz Alt- und Neuspanien darüber erstaunt waren. Die Entdeckung geschah durch folgenden Zufall. Ein Spanier nahm auf einer Reise den Weg über dieses Gebirge. Er sah einen Klumpen, den er für einen Stein hielt, weil er aber an einer Seite etwas glänzte, kratzte er die anklebende Erde davon und fand mit unendlicher Freude, daß der vermeintliche Stein aus reinem (gediegenem) Silber bestand. Er sah umher in der Hoffnung, noch mehr solche Klumpen zu finden, entdeckte aber keine mehr. Er durfte auch nicht lange dort bleiben, um nicht von umherstreifenden Wilden überrascht zu werden. Er ging mit seiner Beute nach Hause und entdeckte einigen Freunden das Geheimnis. Diese ließen sich nicht lange bitten und folgten ihm gerne an den Ort, wo er den Silberklumpen gefunden hatte. Sie gruben und fanden zwei bis drei Fuß tief in der Erde einen großen Klotz von feinstem Silber, den sie mit Hämmern und Äxten zertrümmern mußten, um ihn von dort weg zu transportieren. Sobald man von dieser Sache erfuhr, machte sich jeder in Sonora dorthin auf den Weg, um schnell reich zu werden. Viele schafften es auch, denn es wurden so viele ungeheure Klumpen Silber gefunden, daß man Feuer und Blasebälge (bellows) hinbrachte, um diese schneller als mit Hämmern und Äxten zu zertrümmern. Es ist aber merkwürdig, daß dieser außerordentliche Reichtum nicht im Inneren des Berges, sondern nur in der oberen Erdschicht in einer Tiefe von 5 bis 6 Schuh gefunden wurde, ohne daß man eine Erklärung dafür besaß, wie diese erstaunlichen Silberklumpen frei von jeglichem anderen Mineral unter dem beweglichen Sand von der Natur hochgetragen wurden. Man fand hier solch eine Menge reinen Silbers, daß man sich fragte, ob es sich um eine Mine oder einen verborgenen Schatz handelte. Der Landpfleger [Verwalter] behauptete das letztere und zog die Schlußfolgerung, daß dann alles dem König [von Spanien] gehörte. Man schickte wirklich eine Anfrage an den Madrider Hof, von wo aber die Entscheidung kam: der König wolle seinen Untertanen nicht entziehen, was Gott ihnen geschenkt habe.

—— Achte hier auf den Gebrauch von Konjunktiv I, Präsens, um die direkte Rede wiederzugeben.

Diese ganze Begebenheit ist mir von mehreren Leuten erzählt worden, welche gerade deswegen Glauben verdienen, weil sie selbst Augenzeugen und Teilnehmer an dem großen Schatz gewesen sind. Ich mußte oft auf meinen Reisen den Weg über dieses Gebirge nehmen. Jedesmal betrachtete ich mit Verwunderung die ganz umgewühlte Oberfläche und in den vielen noch klar sichtbaren Höhlen die Spuren des darin versteckt gewesenen Schatzes. Ich fand in Toape, einer Ortschaft meiner Mission, einen Weihkessel…., alles von feinem in Mexiko gut verarbeitetem Silber [Pfefferkorn erwähnt hier verschiedene Kirchengeräte]. Diesen Kirchenschatz hatte mir mein Vorfahr hinterlassen. Er war ein Geschenk von einem frommen Mestizo, der bei meiner Ankunft in der Mission noch lebte und der es der Kirche von dem Silber geschenkt hatte, das er aus dieser Mine gewonnen hatte. Er soll bis zu 30 000 Reichstaler erworben haben, und doch steckte er, als ich ihn kennenlernte, in großer Armut. Er hatte sich aus dem gewonnenen Schatz, wie viele andere, große Landgüte und zahlreiche Herden von Kühen, Schafen, Pferden und Maultieren angeschafft. All das haben aber die Apaches, Seris und Pimas geraubt oder zerstört. Das gleiche Schicksal haben die anderen erlitten. Somit ist von diesem erstaunlichen Reichtum nur die traurige Erinnerung in Sonora geblieben. Auch das Bergwerk gibt es fast nicht mehr. Wo man vor 40 Jahren eine Menge zentnerschwere Silberklumpen ausgrub, hat man nach verschiedenen Versuchen nichts anderes gefunden als ein schlechtes Erz, wovon der Bergarbeiter nicht ohne Verlust leben kann (175-180).

Aufgaben:

— Gibt es eine Möglichkeit, heute noch diesen Ort “Arizona” auf einer Karte zu lokalisieren?

— Vergleiche die Entdeckung des Silberklumpens mit der Entdeckung von Gold in Kalifornien im Jahre 1848.

— Wie hat man das Silber gefunden und welche Techniken setzte man ein, um es leichter abzutransportieren?

— Wie erklärte man sich das Auftreten dieses Silbers?

— Warum wollte der Landpfleger all das Silber dem spanischen König übergeben?

— Aus welchem Grund hat der spanische König nicht Anspruch auf das Silber erhoben? Oder, warum wollte er es nicht für sich haben und erlaubte den Menschen in Sonora, das Silber für sich zu behalten?

— Wie verifiziert Pfefferkorn seinen fast unglaublich klingenden Bericht?

— Was hat einer der glücklichen Bergleute mit seinem Schatz gemacht?

— Welches Schicksal haben er und die meisten anderen Neureichen erlebt?

— Warum sucht man nicht mehr nach dem Silber, und warum graben die Bergleute nicht nach anderen Erzen?

— Welche Meßeinheiten benutzt Pfefferkorn, um die Lage des Silbers zu beschreiben?

In den folgenden Kapiteln beschreibt Pfefferkorn die vielen Goldfunde in Sonora.

VI. Das Tierreich in Sonora: Kapitel 1: Europäische Haustiere:

Die Pferde, Maultiere, Esel, das Rindvieh, die Schafe, Ziegen und übrigen zahmen [Haus-] Tiere, welche wir in Europa haben, waren vor der Ankunft der Spanier in Mexiko ganz unbekannt. Dies wird ganz deutlich daran, daß in den vielen indianischen Sprachen, welche in diesem großen Reiche üblich sind, keine einzige ist, die zur Bezeichnung dieser Tiere ihre eigenen Worte hat. Die Indianer müssen sich für diese Tiere der spanischen Worte bedienen, welche sie auf die gleiche Art verstümmeln wie es ein Franzose macht, der Deutsch zu reden beginnt. Weil nun alle übrigen Dinge, die sich vor der Ankunft der Spanier in Amerika befanden, ihre eigenen indianischen Namen haben, kann man wohl die allgemeine Regel aufstellen, daß alles, wofür es in der Sprache der Indianer keine eigenen Worte gibt, vor der Ankunft der Spanier nicht in Amerika gegeben hat (203-204).

Aufgaben:

— Welche linguistischen Beobachtungen macht Pfefferkorn?

— Wie berechtigt sind seine Schlußfolgerungen?

— Wie urteilt der Autor über die Aussprache der spanischen Worte durch die Indianer und welchen Vergleich zieht er dazu heran?

V. 2: Sie vermehren sich in Mexiko zum Erstaunen:

Nach der Eroberung von Mexiko brachten die Spanier alle diese Gattungen der Tiere von der Insel Cuba dahin, welche sich in diesen ungemein fruchtbaren Gegenden fast unglaublich vermehrt haben. Nach und nach wurde das ganze Land so von ihnen erfüllt, daß man auf verschiedenen Landgütern 20, 30, bis 40 tausend Stück Rindvieh, hundert und mehr tausend Schafe, zwei bis drei tausend Stuten und ebenso viele Hengste und Maultiere zählt. Endlich wurde auch in Sonora, teils von den Missionaren, teils von den im Land wohnenden Spaniern die Viehzucht mit so großem Erfolg eingeführt, daß nicht nur bei ihnen, sondern auch bei den Indianern viele zu finden waren, die außerordentlich große Herden von jeder Art Vieh besaßen. Diese Menge senkte so die Viehpreise, daß ein schönes gut gewachsenes Maultier für 2 Mark Silber, ein edles Pferd für eine Mark, eine fette Kuh für eine halbe Mark, ein fetter Ochse für 6 Lot Silber, ein Hammel für 2 und ein Schaf für 1 1/2 Lot Silber verkauft wurden (204-207).

D.

V. 3: Die Viehzucht leidet sehr durch die Angriffe der Wilden:

Diese goldenen Zeiten sind aber in Sonora vorbei. Durch die unaufhörlichen Raubzüge der Apaches, durch den katastrophalen Aufstand der Seris und Pimas, dessen traurige Folgen das Land noch wirklich spürt, ist diese große Menge von Vieh so zusammengeschmolzen, daß kaum ein Viertel der Pferde und Maultiere übrig geblieben ist. Wer zuvor einige hundert Tiere auf seinen Wiesen zählte, der fühlt sich jetzt glücklich, wenn er 40 oder 50 Stück unter scharfer Bewachung erhalten kann (208).

Aufgaben:

— Woher wurden die europäischen Haustiere nach Mexiko und Sonora eingeführt?

— Wie entwickelte sich die Viehzucht in dieser Region?

— Wer war dafür verantwortlich, daß die blühende Viehzucht stark zurückging?

V. 22: Katzen:

Es gibt in Sonora mehr Katzen als nötig ist, denn weil die Indianer selbst die Mäuse und Ratten fangen und essen, könnte man die anderen Mäusejäger sehr gut entbehren (240).

V. 23: Hunde:

Hunde findet man dort in solchen Mengen, daß man mit ihnen leicht noch ein anderes Land bevölkern könnte, ohne daß man etwas davon in Sonora merken würde. Es gibt kein anderes Volk in der Welt, welches eine größere Liebe zu Hunden besitzt als die Indianer. In jedem Haus gibt es 3, 4, 5 und oft noch mehr Hunde. Man achtet nicht darauf, ob das Tier schön oder häßlich, gut gestaltet oder eine Mißgeburt ist, solange es nur ein Hund ist. Bei so ungeheuren Mengen ist der Lärm, welches diese unruhigen Tiere mit Bellen und Heulen verursachen, besonders zur Nachtzeit unerträglich. Am Anfang meines Aufenthalts in Sonora konnte ich wegen dieses Geschreis [Lärms] keine einzige Nacht ruhig schlafen (240f.).

Aufgaben:

— Was denkt Pfefferkorn über Katzen und Hunde?

— Welche Einstellung haben die Indianer den Hunden gegenüber?

— Was stört den Autor besonders an den Hunden?

V. 9: Blutsaugende Fledermäuse:

An den südlichen Grenzen Sonoras und in den angrenzenden Provinzen Sinaloa, Yaqui, Culiacan und anderswo gibt es Fledermäuse, welche um ein Drittel größer sind als diejenigen in Europa. Diese verstehen sich sehr gut auf das Aderlassen. Wenn ein Mensch schläft und wegen des heißen Wetters einen Fuß unbedeckt läßt, fliegt die Fledermaus herbei und öffnet ihm mit ihren scharfen Zähnen eine Ader. Diese Operation führt sie so fein und geschickt durch, und weht dabei dem Fuß durch das ununterbrochene Flattern mit den Flügeln ein so sanftes Lüftchen zu, daß der Schlafende nichts davon bemerkt und ruhig weiterschläft. Das Schlimmste dabei ist, daß der Vogel, wenn er satt vom Blut ist, die Ader offen läßt. Dabei kann es passieren, daß der Mensch den größten Teil seines Blutes verliert, wenn er nicht rechtzeitig aufwacht und die Ader verbindet. Das Hornvieh, die Pferde und Maultiere, welche in der Nacht auf den Wiesen bleiben, sind nicht vor diesen Blut-Igeln geschützt, doch ist bei ihnen die Gefahr nicht so groß wie bei den Menschen, weil ihre Haut dick und hart ist und die Ader sich gleich wieder schließt (296f.).

Aufgaben:

— Welche Vorstellungen von Fledermäusen hat Pfefferkorn?

— Was stimmt daran und was ist alles falsch?

— Lies Informationen über mexikanische Fledermäuse (siehe ?) und vergleiche sie mit denen, die Pfefferkorn bietet.

— Identifiziere den hier reflektierten Mythos von und die Vorurteile gegen Fledermäuse.

VI. 4, 1: Schlangen:

Einleitung:

Die heißen Länder werden insbesondere von giftigen Tieren geplagt. In Sonora sind sie so häufig, daß man fast sagen kann, unter jedem Stein auf freiem Feld, zwischen Baumästen und Büschen in den Wäldern und fast in jedem Winkel des Hauses sitze ein Mörder verborgen. In einem so schreckenerregenden Land ließe sich kaum leben, wenn nicht die gütige Vorsehung des Schöpfers teilweise vor den Gefahren auf verschiedene Art und Weise warnt, teilweise auch dem Land die besten Kräuter und Pflanzen als Gegengifte gegeben hätte. Dazu kommt noch, daß ein giftiges Tier selten einen Menschen angreift, es sei denn, daß es von ihm zuerst angegriffen und zur Rache provoziert werde. Außerdem sind die meisten dieser Tiere von Natur aus träge und langsam in ihren Bewegungen, drehen sich nicht gerne und können so nicht einen schnellen Biß anbringen. Aus diesen Gründen ist die Gefahr, von ihnen verletzt zu werden, nicht so groß und unvermeidlich, wie man es sich vorstellen könnte (314f.).

Achtung: Der Autor gebraucht viele Formen des Konjunktivs!

—— Als nächstes beschreibt der Autor die Klapperschlange, die Schlange Coral und viele andere mehr.

Kapitel V behandelt die giftigen Insekten und andere giftige Tiere.

Kapitel VI betrachtet die verschiedenen Gegengifte.

Kapitel VII stellt die nichtgiftigen Insekten vor.

Anhang: Von den wilden Apaches und Seris:

1. Beschreibung des Landes:

Das Land, welches die Apaches bewohnen, liegt im Osten von Sonora, erstreckt sich bis zum Fluß Gila und dem Land der Moquis und umfaßt fast seinem fast runden Bezirk annähernd 300 spanische Meilen. Es ist überall sehr rauh und gebirgig und deswegen für den Aufenthalt solcher Räuber sehr bequem. Sie wohnen zerstreut im Gebirge und meist an solchen Orten, wo man sie nicht leicht erreichen kann, dabei meist in nur sehr kleinen Familienverbänden. Sie wohnen in schlechten Hütten, welche von Baumästen aufgerichtet und mit Laub bedeckt werden und die gleiche Bauart haben, wie sie von den Indianern in Sonora gebraucht wird. Ihre Hausgeräte sind auch nicht besser [als dort], aber sie schlafen nicht wie diese auf der bloßen Erde, sondern bereiten sich aus Laub und Gras ein sanftes Bett. Diese Bequemlichkeit wollen sie auch nie auf dem Feld, wo sie zu lagern beabsichtigen, entbehren (384f.).

2. Ihre Nahrung:

Sie pflanzen zwar an verschiedenen Orten, besonders in den Tälern, türkisches Korn, Bohnen, Kürbis usw., aber so wenig davon, daß sie von ihrer geringen Ernte verhungern müßten, wenn sie sich ihre Nahrung nicht durch Rauben und Stehlen besorgen würden. Kein Vieh ist vor ihrem Klauen sicher; sie lieben insbesondere das Fleisch von Maultieren und Eseln; wenn sie diese haben können, verschonen sie alles andere Vieh. Ihr beliebtester Bissen ist der obere, dicke und fleischigste Teil am Hals dieser Tiere. Deswegen findet man manchmal tote Pferde auf dem Feld liegen, von dem sie nur den Hals gegessen haben. Sie fressen [!] aber auch den ganzen Körper, wenn viele von ihnen beisammen sind, so daß das Fleisch vom Hals nicht ausreicht. Sie essen das Fleisch nicht roh, sondern nur halb gebraten, wofür sie ausgezeichnete Zähne haben. Dieses Essen soll bei ihnen einen sehr unangenehmen Geruch verursachen. Die Einwohner Sonoras behaupten, daß ihre Pferde, wenn sie auf einer Reise in eine Gegend kommen, wo Apaches in der Nähe verborgen liegen, diesen Geruch wahrnehmen und nicht ohne Zwang dort vorbeigehen wollen. Mir ist niemals solch ein Vorfall begegnet (385-387).

3. Kleidung, Ehrbarkeit:

Unter den Indianern in Neuspanien sind die Apaches die ehrbarsten. Nie sieht man sie nackend. Ihre Kleidung besteht aus Tierhäuten, besonders Rehfellen, denn es gibt viele Rehe in ihrem Land und die Apaches wissen gut, wie man die Häute zubereitet. Daraus machen sie Jacken, Hosen, Strümpfe und Röcke für die Frauen. Sie gehen auch nicht barfuß, sondern tragen Schuhe aus Rinder- oder Pferdeleder, welche keine Absätze haben und vorne ganz spitz sind. So kann man sie leicht an ihren Fußabdrücken erkennen, wenn sie in Sonora sind. Dies hilft oft entweder ihnen zur Flucht oder sie aus dem Land zu vertreiben.

In der Ehe leben sie immer nur mit einer Frau und verurteilen die Vielweiberei. Den Ehebruch verurteilen sie so sehr, daß sie den Ehebrecher an einen Baum binden und mit Pfeilen erschießen, der Frau aber zur ewigen Schande die Nase abschneiden. Diese schreckliche Strafe vollzieht ohne Barmherzigkeit die Verwandtschaft selbst an den Beschuldigten. Dies gilt bei ihnen als ein unverletzliches Gesetz, woraus sich schließen läßt, daß das Licht der Natur bei den Apaches weniger als bei den anderen Barbaren verdunkelt ist. Bei den Ledigen geht es jedoch nicht so rein zu (387f.).

Aufgaben:

— Wo lebten zur Zeit Pfefferkorns die Apaches, wo befinden sich heute die Apaches-Reservate?

— Warum leben die Apaches in den Bergen?

— Worin unterscheiden sich die Apaches von den Pimas und anderen Indianern in Sonora?

— Sind die Apaches Nomaden oder Bauern?

— Warum bezeichnet der Autor sie als Räuber?

— Wie und warum reagieren die Pferde so negativ, wenn sie in die Nähe von Apaches kommen?

4. Ihre Führung im Krieg:

Sie haben keinen unter sich, dem sie gehorchen und den sie als ihren Richter anerkennen. Jeder ist sein eigener Herr und lebt in allem ganz nach seinem Gutdünken. Ihre Streitfälle werden ohne langwierigen Prozeß sofort durch das Faustrecht geschlichtet. Allein in ihren Feldzügen unterwerfen sie sich freiwillig der Führung einiger ihrer Leute, nämlich derjenigen, welche mehrmals hervorragende Beispiele ihrer Geschicklichkeit und ihres Mutes gegeben haben. Diese nehmen dann die Stelle der Hauptleute ein, und die übrigen richten sich nach ihren Befehlen. Sobald sie aber nach Hause kommen, hat ihre Würde und ihr ganzes Ansehen ein Ende (389f.).

5. Ihre Waffen:

Ihre Waffen sind Spieße, Bogen und Pfeile. Die Pfeile vergiften sie nicht wie die Seris, machen sie aber deutlich länger als die anderen Nationen. Sie sind unvergleichliche Schützen, sie verpassen nur selten, und ihre Pfeile haben, wenn sie von einem starken Arm geschossen werden, mehr Gewalt und Wirkung als eine Kugel aus der besten Flinte [Gewehr]. Zur Probe will ich nur ein Beispiel anführen, bei dem ich selbst Augenzeuge gewesen bin. Ein Soldat auf einem Pferd wurde von seinem Hauptmann mit Briefen an den Hauptmann einer anderen Festung geschickt. Er hatte vor sich auf dem Sattel seinen Mantel. Dieser war der Länge nach schmal zusammengefaltet und hing zum Teil über das linke Bein herab. Über dem Mantel und das Bein hing ein Schild, das aus dreifacher sehr dicker Ochsenhaut gemacht war, womit man sich dort gegen die Pfeile zu schützen pflegt. Das Pferd hatte über dem Sattel eine Decke aus dickem Ochsenleder, welche etwas über den Bauch hinab hing. Der Soldat ritt an einem Berg vorbei, wo einige Apaches im Hinterhalt lagen, und bekam von ihnen einen Pfeilschuß, der durch den Schild, durch die häufigen Falten des zusammengeschlagenen Mantels, durch das Bein des Soldaten, schließlich durch die lederne Decke fast eine viertel Elle tief in den Körper des Pferdes eindrang. Eine Kugel würde kaum solch eine Macht haben. Ich habe diese Begebenheit selbst mit der größten Verwunderung gesehen, als der durch sein schnelles Pferd glücklich gerettete Soldat an dem Ort ankam, wo ich damals war.

Im Kampf zielen sie oft auf einen Mann, als ob sie den Pfeil sofort auf ihn schießen wollten. Wenn sich dann der Bedrohte mit dem Schild schützt, machen sie mit der größten Behendigkeit [Geschicklichkeit oder Wendigkeit] eine Wendung und schießen den Pfeil auf einen anderen, der am wenigsten damit gerechnet hatte.

Ihre Spieße sind fast 4 Ellen lang. Sie rösten die Spitzen am niedrigen Feuer, wovon sie beinah eisenhart werden. Viele gebrauchen auch wirklich mit eisernen Spitzen bewaffnete Lanzen, welche sie den ermordeten oder gefangenen Spaniern abgenommen haben, oder die sie aus den Spitzen der Degen, die sie von den überwundenen Soldaten erobert haben, selbst herstellen. Den Spieß handhaben sie geschickter zu Fuß als zu Pferd, denn da sie den Stoß nur mit beiden Händen und erhobenen Armen durchführen, können sie zu Pferd den Zügel nicht so gut halten und verpassen daher oft das Ziel.

6. Ihre Art Kriege zu führen:

Sie gehen meistens in kleiner Anzahl auf Raub aus, um nicht so leicht entdeckt zu werden. Manchmal versammeln sie sich auch in großer Menge, besonders wenn sie vorhaben, eine große Beute zu machen oder wenn sie Angst haben, verfolgt zu werden. Zu dem Zweck rufen sie sich gegenseitig mittels dicken Rauches, welchen sie auf den Gipfeln der Berge machen. Das gleiche Zeichen machen sie, wenn sie mit einer großen Beute zurückkehren, womit die Nachbarn zum Essen von frischem Pferde- oder Eselfleisch eingeladen werden. Mit genau diesem Rauch warnen sie sich auch, wenn etwa Spanier oder fremde Indianer sich ihrem Land nähern, um sie anzugreifen, damit sich jeder gut hütet. In diesem Fall fliehen sie entweder in die innersten und rauhesten Gegenden ihrer Gebirge, oder sie bringen zuerst ihre Frauen und Kinder in Sicherheit und fallen dann an einer anderen Seite in Sonora ein, teils um Rache zu nehmen, teils auch, um die Feinde dadurch zum Abzug zu zwingen.

Ihre Streifzüge machen sie sowohl zu Fuß als auch zu Pferd. Damit aber sich die Pferde nicht die Hufe verderben, überziehen sie diese aus Mangel an Hufeisen mit dicker Pferde- oder Ochsenhaut. Der Sattel ist gut gemacht und hinten mit zwei Kissen aus weichem, mit Heu gestopftem Leder versehen, damit er das Pferd nicht drückt. Vorne hat er einen breiten, platten und etwas abgebogenen Knopf, damit sie bei scharfem Galopp den Körper über das Pferd strecken können, ohne Gefahr zu laufen, sich zu quetschen. Durch diesen Vorteil vermeiden sie oft den Schuß oder Stoß von feindlichen Waffen. An dem Knopf ist ein hölzerner Haken, an den sie den Bogen hängen. Den Sattel belegen sie noch mit einem weichen Kissen, welches aus Kaninchen- oder Hasenfellen geschickt gemacht und fürs Reiten sehr bequem ist. Die Steigbügel bestehen aus rundem, dreieckig gebogenen Holz und haben eine ziemliche Ähnlichkeit mit den unseren.

Oftmals ziehen sie in der Nacht und beim Mondschein auf ihre Räubereien aus. Sie durchstreifen das ganze Land. In der Hauptsache geht es ihnen um Pferde, Maultiere und Esel, wenn sie aber diese Tiere nicht haben können, so nehmen sie vom Hornvieh, was sie finden. Die erbeuteten Pferde dienen ihnen größtenteils zum Essen, nur die Auserlesenen bewahren sie, um sie auf den Streifzügen zu gebrauchen. Die Beute treiben sie mit solcher Geschwindigkeit fort, daß sie oft, ehe man den Verlust bemerkt, schon 15 bis 20 Meilen entfernt sind. Daher gelingt es selten, sie einzuholen und ihnen den Raub abzujagen. Das Vieh, welches aus Müdigkeit zurückbleibt, töten sie. Wenn die Bande dieser Räuber so zahlreich ist, daß sie sich getrauen, dem nacheilenden Feind die Spitze zu bieten [idiomatische Redewendung!], so eilen sie mit ihrer Beute nicht so sehr, um nichts davon zu verlieren. Sie schicken diese mit einiger Bedeckung voraus, der Hauptteil folgt und wehrt sich, so gut er kann.

Aus diesen Berichten wird deutlich, daß dieses rohe Volk mit seinen Anschlägen schlimm genug ist.

Manchmal werden sie so mutig, sogar die Soldaten, welche den Pferden auf den Weiden zur Wache zugewiesen sind, anzugreifen. Sind diese wachsam und auf guter Hut, erreichen die Apaches selten etwas; sind diese aber nachlässig, müssen sie ihre Nachlässigkeit mit dem Verlust ihrer Pferde, ja zuweilen ihres eigenen Lebens bezahlen. Vier- oder fünfmal ist dies während der Zeit meines Aufenthalts in Sonora passiert.

Am Tag lauern sie oft wie Straßenräuber den Reisenden auf, gewöhnlich an Plätzen, wo dichtes Gesträuch, enge Pässe und die Berge so nahe sind, daß sie sich im Notfall dorthin flüchten können. Wenn sie glauben, den Reisenden überlegen zu sein, stürmen sie aus ihrem Hinterhalt hervor und fallen diese ganz überraschend mit solcher Wut und mit so entsetzlichem Geschrei an, daß auch der mutigste Mann dadurch in Verwirrung gerät. Man hört und sieht sie aber nicht eher, bis sie den ersten Pfeil geschossen und den Schrecken vorausgeschickt haben. Merken sie mutige Gegenwehr und Gefahr, mit blutigen Köpfen abgewiesen zu werden [idiomatische Redewendung!], halten sie nicht lange Stand und verschwinden in einem Augenblick und verstecken sich zwischen Klippen und Sträuchern, wo sie sicher sind, daß niemand sie finden wird. Wenn sie aber bei dem Feind Ängstlichkeit merken, ist ihre Wut maßlos.

Oft steigen sie auf Berge, um in dem herumliegenden Lande einen Raub aufzuspüren. Sehen sie nun Leute in der Ferne auf solchen Wegen kommen, wo kein Gebüsch und keine Felsen, mithin keine Gelegenheit ist, den Reisenden nach ihrer Gewohnheit aufzulauern, helfen sie sich auf andere Weise. Sie reißen oder hauen schnell einige stark belaubte Baumäste ab, laufen damit bis an einen Ort, welcher ihnen für ihren Plan dienlich scheint, und stecken die Äste nicht weit vom Weg aufrecht in die Erde. Hinter diesen verbergen sie sich so gut, daß auch das schärfste Auge sie nicht entdecken kann. Und nun erwarten sie die Reisenden, welche auf dem offenen Feld gar keine Gefahr vermuten. Mit der größten Bestürzung sieht man aber, daß ihnen der Tod oder die Gefangenschaft unvermeidlich ist.

In der ersten Kampfeshitze ermorden sie alles, was ihnen vorkommt. Ihre Grausamkeit ist so groß, daß sie Wunde nach Wunde verursachen, so als ob sich nicht am Blut sättigen könnten. Ich habe einige begraben, deren Körper von oben bis unten durch Lanzenstiche ganz zerfetzt und unkenntlich gemacht worden waren (392-398).

Aufgaben:

— Wie beschreibt Pfefferkorn den Stamm der Apaches?

— Was wissen wir heute über die Apaches und ihren Kampf gegen die Weißen?

— Auf welche Art kämpfen die Apaches?

7. Behandlung der Gefangenen:

Denjenigen, welche ihnen ohne Widerstand in die Hände fallen, schenken sie zwar gewöhnlich das Leben, aber sie ziehen diese ebenso wie die Ermordeten nackt aus und teilen sich die Kleider. Sie fesseln sie dann mit Stricken und schleppen sie als Gefangene auf die elendeste Weise mit sich fort. Sobald die Elenden das Land der Apaches betreten, steht ihnen ein noch jämmerlicheres Schicksal bevor. Frauen und Kinder stürzen sich dann wie Teufel auf die Unglücklichen. Sie verspotten sie, reißen sie an den Haaren, schlagen und stoßen sie, sogar mit brennendem Holz, bis sie endlich genug mit dieser Unterhaltung haben und die Elenden in Ruhe lassen. Man muß aber diese Barbaren darin bewundern, daß die Gefangenen von dieser Stunde an kein Leid mehr zu befürchten haben, solange sie nicht in den Verdacht geraten, daß sie fliehen wollen. Einige sind aber doch so glücklich, Gelegenheit zu finden, sich durch Flucht aus der Gefangenschaft zu retten, obwohl dieses Unternehmen sie in die äußerste Gefahr stürzt, denn sollten sie von den wachsamen Apaches ertappt werden, wäre ihnen ein grausamer Tod sicher. Andere, denen es an Mut fehlt, einen so gefährlichen Schritt zu wagen, müssen ihre Erlösung oft lange Zeit mit Geduld erwarten, welche sie aber endlich doch auf folgende Weise erhalten.

8. Auswechslung der Gefangenen:

Die spanischen Soldaten pflegen auch manchmal, in das Land der Apaches einzudringen, wobei sie keinen anderen Nutzen davon haben, als daß sie einige Frauen und Kinder, die sich auf der Flucht verspätet haben, fangen und mit sich wegführen. Wenn dieser Vorfall den Apaches bekannt wird, bringen sie ihre gefangenen Spanier oder christlichen Indianer zusammen, ziehen mit ihnen zu dem nächsten Platz, wo eine spanische Truppe sitzt und lassen sich unweit davon friedlich nieder. Auf der spanischen Seite hütet man sich dann sehr, gegen sie irgendwelche Feindschaft zu zeigen, weil sie diese sofort mit dem Tod der gefangenen Christen rächen würden, auch von da an keinen mehr verschonen würden, der das Unglück hätte, in ihre Hände zu fallen. Nachdem sie dem spanischen Hauptmann ihre Ankunft angezeigt haben, werden alle Apaches, welche die Spanier als Gefangene halten, herbeigebracht mit der Ausnahme der Kinder, welche man im Christentum unterrichtet und zu taufen beabsichtigt. Dann findet der Austausch nach einem beiderseitigen Vergleich statt, wobei den Apaches (weil diese normalerweise mehr Gefangene als die Spanier haben) meistens noch einige übrig bleiben. Diese tauschen sie gegen Pferde, Messer und andere ihnen nützliche Gegenstände ein. Nach diesem Tausch ziehen sie sich zwar ganz ruhig in ihr Land zurück, gehen aber bald auf neue Schelmenstücke [Raubzüge] aus.

9. Einige Ausgetauschte kehren freiwillig wieder zu den Apaches zurück.

Man weiß aber auch, daß nicht nur Indianer, sondern auch Spanier, welche von den Apaches entführt worden waren, sich so sehr an das freie und zügellose Leben dieser Barbaren gewöhnt haben, daß sie nicht mehr in ihr altes Leben zurückkehren wollen. Ja, es passiert manchmal, daß Kinder, wenn sie einige Jahre bei den Apaches gewesen sind und endlich ausgetauscht worden sind, bei der ersten Gelegenheit wieder zu ihnen zurücklaufen. Ich habe selbst ein spanisches Mädchen gekannt, welches 9 oder 10 Jahre alt war, als es von den Apaches entführt worden war. Vier Jahre blieb es bei ihnen, ehe es auf die oben beschriebene Weise ausgetauscht und zu seinen Eltern zurückgebracht wurde. Es war aber fast verwildert, und alle Bemühungen seiner Familie waren vergeblich, ihm bessere Gesinnungen [Einstellung] beizubringen. Nach zwei Monaten schlich es sich mitten in der Nacht aus dem Haus seiner Eltern und ging wieder zu den Apaches zurück, wo es aller Wahrscheinlichkeit sein ganzes Leben bleiben wird. Die Apaches sehen jene, die freiwillig zu ihnen kommen und von deren Treue sie sicher sind, nicht als Fremde, sondern als ihre Landsleute an.

10. Die spanischen Soldaten sind nicht im Stande, das Land zu schützen:

Beinah schon hundert Jahre beweint Sonora die grausamen Verwüstungen, welche es von diesem wilden Erbfeind erlitten hat und immer noch erleidet, ohne sich seitens der Spanier einen deutlichen Schutz und Beistand in seinem Unglück versprechen zu können. Zu dem Zweck hält der spanische König 5 Kompagnien Reiter. Jede von diesen besteht aus 50 Mann und drei Offizieren und kostet jährlich 42 960 Gulden, so daß diese 5 Kompagnien, welche zusammen 265 Mann ausmachen, den König jährlich 214 800 Gulden kosten. Aber diese sind nicht die Art Männer, die Sonora Rettung bringen könnten. Ihre Pflichtvergessenheit macht die spanischen Waffen von Tag zu Tag verächtlicher, die Apaches hingegen stolzer und verwegener, weil sie oftmals ihre Bosheiten ungestraft ausüben. Die christlichen Indianer schlagen sie zwar noch manchmal zurück, aber das ist das Einzige, was sie noch einigermaßen im Zaum hält und verhindert, daß sie Sonora nicht ganz zu Grunde gerichtet haben (403-404).

Aufgaben:

— Was denkt der deutsche Missionar über die spanischen Soldaten in Sonora?

— Wer kämpft auf der Seite der Weißen gegen die Apaches?

— Welche kulturelle Konfliktsituation gab es im Sonora des 18. Jahrhunderts?

— Warum kämpften die Apaches gegen die Spanier?

— Bedrohten die Apaches auch die Missionen?

—— Anschließend berichtet Pfefferkorn über den Aufstand der Seris, die im südlichen und westlichen Sonora lebten. Seine Beobachtungen ähneln in vielerlei Hinsicht denen zu den Apaches.

In dem Vorbericht zum zweiten Band diskutiert Pfefferkorn die Theorie, daß die Ureinwohner Amerikas über die Bering-Straße von Asien aus eingewandert sein könnten:

Lange ist darüber gestritten worden, woher und auf welchem Wege die Einwohner nach Amerika gekommen sind. Ich hatte selbst über dieses Thema eine Abhandlung geschrieben, worin ich aus verschiedenen Gründen glaubwürdig darzustellen versuchte, daß in den nördlichen Gegenden Amerika mit Asien entweder aneinander stößt oder durch eine so schmale Meeresenge davon getrennt ist, daß Menschen und Vieh ohne Mühe aus einem Weltteil in den anderen haben kommen können. Mit dieser Abhandlung plante ich, den zweiten Band meiner Beschreibung Sonoras anzufangen. Nachdem ich aber aus der dritten Reise des berühmten Engländers Cook ersehen habe, daß diese Meerenge, deren Existenz ich nur vermutet hatte, wirklich von ihm und seinem Nachfolger Kapitän King ungefähr auf dem 64. nördlichen Breitengrad entdeckt, durchsegelt und nur etwa dreizehn Stunden breit gefunden worden ist. So will ich meine Leser mit meinen Vermutungen nicht aufhalten. Mir ist es beinah gewiß, daß die ersten Einwohner Amerikas wirklich durch diese Meerenge aus Asien gekommen sind. Es kann aber doch möglich sein, daß auch aus Grönland oder einem nordwestlichen Teil Europas Menschen in Amerika eingedrungen sind (1f.).

Von dem Ursprung der alten Einwohner Sonoras weiß ich nicht mehr, als daß sie wahrscheinlich von den sogenannten Navatlacas herstammen. Diese kulturell schon weit entwickelten Völker bemühten sich darum, die Erinnerung von besonderen Ereignissen an ihre Nachkommen weiterzugeben. Zu diesem Zweck brauchten sie breite Rehfelle, auf denen sie durch gemalte Figuren, Symbole und Zeichen die Begebenheiten darstellten. Dies waren ihre Jahrbücher. Von diesen Urkunden weiß man, daß die besagten Navatlacas aus den nördlichen Gegenden Neuspaniens stammten und nach einer langen Wanderung von einem Land ins andere endlich die Gegend der Stadt Mexiko erreicht haben.

Auf diesen Reisen hielten sie sich in verschiedenen Gegenden eine Zeitlang auf, bauten Felder an und errichteten große und dauerhafte Gebäude. Wenn sie wieder aufbrachen, um neue Länder zu entdecken, blieben jedesmal diejenigen zurück, welche entweder nicht mehr reisen konnten oder wollten. Auf diese Art wurden mehrere Länder Neuspaniens und vermutlich auch Sonora bevölkert. Dies beweisen auch die uralten Bruchstücke, welche hin und wieder in Sonora gefunden werden. Besonders jene sind merkwürdig, welche im Bezirk der nördlichen Pimas vorhanden sind und von den Indianern Hottai ki, von den Spaniern aber Casas grandes (große Häuser) genannt werden. Die Ähnlichkeit dieser Ruinen mit denjenigen, welche auch in anderen Gegenden Neuspaniens noch zu sehen sind, macht es sehr wahrscheinlich, daß alle diese Denkmäler Reste der Gebäude sind, welche die Navatlacas auf ihrer oben erwähnten Wanderschaft errichtet hatten, und daß demnach die Sonorer, genauso wie die übrigen Einwohner Neuspaniens, von den selben abstammen. Diese ungeheuren Ruinen verraten wirklich noch die ehemalige Größe der Gebäude und beweisen zugleich, daß das Volk, welches diese errichtet hatte, viel mehr Einsicht, Vernunft und Fleiß als ihre Nachkommen, die heutigen Sonorer, besessen haben (2-4).

I: Körperbeschaffenheit der Sonorer.

1. Allgemeine Gleichheit der Indianer untereinander:

Unter den eingeborenen Amerikanern bemerkt man im allgemeinen einen so geringen Unterschied, daß derjenige, der nur einen gesehen hat, ungefähr sagen kann, er habe sie alle gesehen. Und diese wunderliche Ähnlichkeit besteht nicht nur in ihrer Farbe und Körperbildung, sondern auch in ihrer Gemütsart, ihren Leidenschaften, Sitten, Gebräuchen und anderen Eigenschaften.

2. Die Farbe:

Die Farbe der Sonorer ist kastanienbraun. Sie ist bei einigen etwas heller und rötlicher, bei anderen etwas dunkler, wie man auch hier in Deutschland bemerkt, daß einige weißer, andere bräunlicher von Farbe sind. Die Kinder kommen nicht mit brauner Farbe zur Welt, was man bei der Taufe bemerkt, und dann sehen sie den neugeborenen Kindern der Spanier völlig gleich. Aber in wenigen Tagen ändert sich die Farbe und sie werden ebenso braun wie ihre Eltern. Man sieht in Sonora auch einige Familien, welche im Gesicht und am ganzen Körper kariert sind. Vier so markierte Familien hatte ich in meiner Mission, und in dem benachbarten Land Yaqui findet man mehrere von ihnen. Sie haben auf der dunkelbraunen Haut hin und wieder große und kleine, runde oder eckige ganz weiße Flecken, die ihnen ein häßliches Aussehen gibt.

3. Jeder Indianer hat seine besonderen Gesichtszüge:

Aus der farblichen Ähnlichkeit der Indianer darf man jedoch nicht schließen, daß sie in ihren Gesichtszügen keine Unterschiede aufweisen. Jeder hat seine eigene Miene und Gesichtsbildung, wodurch er sich von den anderen unterscheidet.

4. Ihre Ähnlichkeit in einigen Dingen:

Man kann jedoch nicht leugnen, daß sie in einigen Dingen ähnlich miteinander sind. So haben die Sonorer durchgehends eine kleine, bis auf die Hälfte mit Haaren bewachsene Stirn, ziemlich große Ohren, etwas breite Gesichter, pechschwarzes, dichtes und langes Haar, starke und schöne Zähne, die man mit dem weißesten Elfenbein vergleichen kann. Die meisten bewahren sich auch die Zähne ganz und unverletzt bis in ein hohes Alter, und zwar ohne jegliche Sorge, diese zu reinigen oder nur den Mund mit Wasser auszuspülen.

Sie haben kohlschwarze, funkelnde und kleine, aber so scharfsichtige Augen, daß sie in einer ungeheuren Entfernung alle Gegenstände deutlich erkennen.

Sie bekommen fast keinen Bart:

Es ist merkwürdig, daß die Indianer von Natur aus keinen Bart haben. Nur im hohen Alter kommen bei ihnen einige Haare zum Vorschein, aber nie an den Backen, sondern nur am Kinn, und auch diese sind so kurz und so wenige, daß sie nicht zu rasiert werden brauchen (5-10).

[Der Herausgeber bezweifelt einige dieser Angaben und bestreitet besonders, daß die Indianer bartlos sind].

5. Größe und Statur:

Es gibt in Sonora, so wie überall, große, mittelmäßige und kleine Leute. Diese letzteren bilden aber die Minderheit. Die meisten Männer könnten unter den Grenadieren [besondere Truppeneinheit] in Europa mit Ehren auftreten. Überhaupt haben sie einen gesunden, starken, schön gebildeten und gut gebauten Körper. Ich erinnere mich nicht, zeit meines elfjährigen Aufenthalts in Sonora einen einzigen Krüppel gesehen zu haben. Dies erstaunte mich um so mehr angesichts der Sorglosigkeit der Mütter mit ihren Kindern. Alle sind schön und gerade gewachsen, sie gehen auch immer aufrecht einher und tragen den Kopf hoch bis zum hohen Alter.

6. Die erstaunliche Biegsamkeit der Glieder:

Verwunderlich sind an ihnen die geschmeidigen Gelenke und die Biegsamkeit ihrer Glieder, besonders der Beine, was ihnen eine solche Behendigkeit zum Springen und Laufen gibt, daß sie den besten europäischen Tänzer in schneller Bewegung der Füße ganz bestimmt übertreffen und mit einem Pferd auf der Rennbahn Schritt halten können.

7. Ihre dauerhafte Gesundheit und langes Leben:

Übrigens ist ihre Gesundheit sehr gut, dauerhaft und frei von vielen Krankheiten und Schwächen, unter denen wir Europäer so oft leiden. Deswegen ist es bei ihnen keine Seltenheit, daß sie bis zu 100 Jahre alt werden und noch darüber hinaus. Die Ursache dafür scheint mit hauptsächlich die einfache und natürliche Nahrung zu sein, während wir Europäer durch unsere künstlich zubereiteten, immer abwechselnden und scharf gewürzten Speisen unsere Gesundheit schwächen.

8. Ihre Gelassenheit bei Schmerzen und Leiden:

Eben diese Festigkeit des Körpers bringt es mit sich, daß die Indianer alle Schmerzen und Leiden des Lebens mit solcher Gelassenheit ertragen, als wenn sie gefühllose Geschöpfe wären. Außerdem haben sie eine viel dickere Haut und viel festeres Fleisch als wir Europäer. Dieser Umstand trägt viel dazu bei, daß ihre Empfindlichkeit nicht so groß ist wie unsere. Hitze und Kälte, ja die furchtbarste Witterung, welche sogar die Tiere in ihre Höhlen treibt, können sie nicht abhalten, mit bloßem Kopf und nacktem Körper herumzulaufen und auch unnötige Dinge zu machen, die ihnen gerade in den Sinn kommen. Oft sitzen sie den ganzen Tag in der brennenden Sonne und verbringen die Zeit mit Spielen, Plaudern oder Singen so vergnügt zu, als säßen sie in einem angenehmen Schatten.

Auch bei Schmerzen zeigen sie fast keine Empfindlichkeit. Wenn ein Sonorer einen großen Fehler begeht, wird er mit der Peitsche gestraft. Der Vorsteher des Ortes bestimmt die Zahl der Schläge nach dem Ausmaß des Verbrechens, und ein anderer Indianer teilt sie aus. Nun ist zu bedenken, daß ein starker, untersetzter Mann, der sein Amt ohne Mitleid ausübt, die Schläge mit vollem Gewicht anbringen wird. Trotzdem steht der Bestrafte unbeweglich da, er zuckt nicht, er macht keine traurige Miene, er läßt keinen Seufzer hören und zeigt ebensowenig Empfindungen, als ob die Peitsche nicht auf seinen, sondern auf einen fremden Rücken knallen würde. Ebenso gelassen bleibt der Sonorer, wenn er einen Dorn im Fuß hat, wenn er verwundet ist oder wenn er mit einer schmerzhaften Krankheit darniederliegt. Er gibt kaum ein Zeichen des Schmerzes von sich und erträgt alles mit einer Geduld, welche der Gleichgültigkeit nahekommt (5-20).

—— Pfefferkorn hatte eine sehr negative Einstellung den Indianern Sonoras gegenüber, wie seine allgemeine Charakterisierung anzeigt. Obwohl das erste Kapitel wegen der groben Stereotypen nicht abgedruckt zu werden verdient, reflektiert es doch gut die allgemeinen Vorurteile und Unfähigkeit der Weißen, die Kultur und Sitten der Indianer zu verstehen:

1. Man stelle sich einen Menschen vor, . . . den keine Wohltat rührt, kein Mitleid bewegt, keine Schande beschämt, keine Sorge bekümmert, einen Menschen, der weder Treue noch Wahrheit liebt und in keinem Vorhaben einen festen Willen hat, einen Menschen, den keine Ehre reizt, kein Glück erfreut, kein Unglück betrübt, endlich einen Menschen, der bloß auf das Gegenwärtige und Sinnliche achtet, nur tierische Instinkte hat, ganz gleichgültig dahin lebt und gleichgültig stirbt. Ein solcher Mensch ist das wahre Bild eines Sonorers (22f.).

2. Sie wissen die Zeit nicht recht zu bestimmen.

3. Ihre Unwissenheit im Zählen.

4. Sie denken nur an das Gegenwärtige.

5. Nur Kinderspiele interessieren sie.

Was kunstvoll, schön, kostbar, prächtig und des Beifalls und der Bewunderung eines vernünftigen Menschen würdig ist, dies alles sehen sie mit ganz gleichgültigen Augen an, ohne das geringste Zeichen von Freude zu äußern. Nur Kleinigkeiten und Kinderspiele ziehen ihre Aufmerksamkeit an. Ein Spiegelchen, eine Glaskoralle, ein schlechtes Messer sind die reizenden Gegenstände, welche von den Sonorern bewundert und allen Kostbarkeiten vorgezogen werden. Ich hielt einmal einem Indianer ein Spiegelchen vor die Augen. Als er sein Bild darin erblickte, stand er wie ein Entzückter ganz unbeweglich, lange betrachtete er sich starr und mit ernsthafter Miene, endlich fing er aus vollem Hals an zu lachen. Wie erstaunte er aber, als er sah, daß der Spiegel seine Grimasse völlig nachmachte. Er kam auf den Gedanken, es müsse einer hinter dem Spiegel verborgen sein, der diese lustige Rolle spielte. Gleich beugte er sich, den Gaukler selbst dort zu suchen. Als er niemanden fand, schaute er wieder in den Spiegel. Darauf schaute er wieder hinter den Spiegel in der Hoffnung, das verborgene Männchen plötzlich zu überraschen. Wohl zehnmal wiederholte er dieses Kinderspiel, und weil er sich immer wieder betrogen sah, geriet er zuletzt fast in Verwirrung. Endlich erklärte ich ihm, so gut ich es konnte, das Geheimnis und schenkte ihm zu seiner unbeschreiblichen Freude den Spiegel (28f.).

6. Manchmal sind sie jedoch listig, ihre Absichten zu erreichen:

Indessen verraten die Sonorer bei aller ihrer Dummheit dann manchmal doch eine Art von Schlauheit und Listigkeit, besonders wenn es darauf ankommt, eine Betrügerei durchzuführen oder sich aus der Schlinge zu ziehen. Ein Missionar verlor zwei schöne Pflugochsen und machte dem Viehhüter verdiente Vorwürfe. Dieser blieb unverändert bei der kaltsinnigen Antwort, sie seien an einem Blutsturz gestorben. Er sprach die Wahrheit, denn er hatte beiden den Hals abgestochen und sie mit seinen Kameraden [Freunden] verzehrt [aufgegessen].

Ein anderer Missionar schickte durch einen Indianer an einen guten Freund vier schöne Wassermelonen mit einem Brief. Dem Indianer stieg auf dem Weg der gute Geruch der Melonen in die Nase; er unterlag der Versuchung und aß die Melonen auf. Er übergab also den Brief allein. Der Freund fragte den Indianer, wo die Melonen seien, von denen im Brief etwas stand. “Stehen sie da?,” fragte der Indianer, so ist es gut, ich hatte sie auf dem Weg verloren und wußte nicht, wo sie hingekommen waren.

Ich besuchte einmal einen benachbarten Missionar, welcher krank war. Zur selben Zeit wollten sich zwei seiner Indianer verheiraten. Der Kirchen-Vorsteher verkündete es, wie es Gebrauch war, am Vorabend dem Missionar in meiner Gegenwart an, und dieser bat mich, die zwei zu verheiraten. Am folgenden Tag sah ich mit Verwunderung nicht ein, sondern fünf Paare, welche getraut werden wollten. Diese Menge erregte in mir einen Verdacht, weil der Vorsteher nur ein Paar gemeldet hatte. Ich benachrichtige den Missionar, der kam, zeigte mir die Braut mit dem Bräutigam und jagte die übrigen vier Paare zum Tempel hinaus. Diesen waren schon seit ein paar Jahren verheiratet und sich freundschaftlich vereinbart, die Frauen zu tauschen, darum wollten sie erneut getraut sein, damit das Werk ordentlich abliefe. Bei ihrem eigenen Priester getrauten sie sich nicht, aber mich als einen Freunden glaubten sie leicht hintergehen zu können.

Ein Indianer gestand mir, er habe ein Kalb gestohlen. Ich wußte genau, daß sein ganzes Vermögen keine 4 Groschen wert war und somit an Schadenersatz nicht zu denken war. Indessen, um ihn von zukünftigen Diebstählen nachdrücklich abzuhalten, sagte ich ihm das Kalb müsse ersetzt werden. “Vater,” antwortete er, “ich habe das Kalb gegessen, weil ich Hunger hatte; es gehörte Dir und ich weiß, daß Du nichts von mir begehrst.”

Was die Missionare nur durch gute Wirtschaft und sogar durch Einschränkung ihrer eigenen Bedürfnisse ersparen konnten, verwendeten sie hauptsächlich dazu, die Indianer zu bekleiden. Viele nahmen auch die Kleider gerne an, welche sie ohne Arbeit erhielten. Nur die Hosen fanden bei ihnen Widerspruch, weil sie ihnen das Gehen etwas erschwerten. Schließlich wurden sie ihnen teils durch das gute Zureden der Priester, teils durch die Gewohnheit erträglich. Ein Missionar, der sich in seinen Predigten oft und eifrig bemüht hatte, ihnen die körperliche Nacktheit unangenehm zu machen, hatte endlich seinen Indianern diese Sache so fest in den Kopf geprägt, daß sie sogar am Karfreitag einem sogenannten Ecce Homo Bild (crucifixion), welches in der Prozession herumgetragen werden sollte, Hosen angelegt. Sie gaben dem Priester, der beim Anblick dieses Bildes das Lachen kaum verbeißen konnte (idiomatische Redewendung!), zur Antwort: “Du willst, daß wir Hosen tragen sollen, weil das Nacktgehen häßlich ist, also muß der nackte Christus auch Hosen tragen” (29-33).

9. Ihre Dummheit kommt bloß von der schlechten Erziehung:

[Here Pfefferkorn tries to counteract his own stereotypes. Try to find out for yourself whether he is successful]:

Diese und andere ebenso listigen Antworten und Handlungen sind ein überzeugender Beweis, daß die Indianer keine vernunftlosen Geschöpfe sind, wie einige der Welt vorgelogen haben. Sie haben ebenso wie wir eine vernünftige Seele, nur die Erziehung fehlt ihnen, und darin besteht die Hauptursache ihrer Dummheit. Die tierische Lebensart, wozu sie von ihrer Kindheit an durch die schändlichen Beispiele der Eltern angeleitet werden, ernährt und verstärkt diese Dummheit so sehr, daß bei ihnen im höheren Alter fast das Licht der Vernunft ausgelöscht zu sein scheint. Es besteht aber kein Zweifel, daß die sonorischen Kinder die gleiche Fähigkeit für Wissenschaft und das Christentum zeigen würden wie die Kinder gesitteter [kultivierter, zivilisierter] Völker […], und daß ihre Dummheit nicht ein Fehler der Natur, sondern bloß eine Folge der schlechten Erziehung ist. Trotzdem findet man auch bei ihnen viele von so geringer und schwacher Vernunft, daß es lange Zeit dauern wird, ehe sie nur das Vater-unser können. Es gibt aber auch in Europa eine Reihe solcher Dummköpfe, wenn man den unkultivierten Indianern mit Recht an die Seite stellen könnte (33-36).

Aufgaben:

— Besitzen die Indianer die Fähigkeit zum rationalen Denken? Woran zeigt sich das?

— Wie erklärt Pfefferkorn die angebliche Dummheit der Indianer?

— Wer ist für die Dummheit der Indianer verantwortlich?

— Welche Reformvorschläge deutet der Autor an?

— Was sagt Pfefferkorn über einige Europäer im Vergleich mit den Indianern?

8. Ihre Geschwätzigkeit.

9. Ihre schreckliche Rachbegierde.

10. Ihr Hang zur Grausamkeit.

11. Ihre Undankbarkeit.

12. Ihre Unverschämtheit.

13. Ihre allgemeine Gleichgültigkeit.

14. Ihre Gelassenheit im Tod:

Genauso wie nichts von alldem, was uns Europäern so wertvoll ist, den Sonorer interessiert, so kann auch kein trauriger Zufall, keine Krankheit, ja nicht einmal der herannahende Tod seine Gleichgültigkeit erschüttern. Man ist erstaunt, wenn man einen sterbenden Sonorer betrachtet. Er klagt nicht über Schmerzen, er stößt keine Seufzer aus, er gibt nicht das geringste Zeichen von Furcht und sieht seinem Ende mit heiterer Miene entgegen. Glückselig könnte man also die Sonorer nennen, wenn diese Gleichgültigkeit, welche sie in allen Fällen zeigen, eine Wirkung der Vernunft und einer gut überlegten Entschlossenheit wäre. Aber so weit geht die Philosophie der Sonorer nicht. Ihre natürliche Dummheit und die gänzliche Niederträchtigkeit ihres Geistes sind die Hauptquellen, wodurch ihre Seele verhärtet und fast gefühllos wird. Würde sich nur diese Gleichgültigkeit, womit sie alles Zeitliche betrachten, sich nicht auch auf das Ewige und auf die Sorge um ihre Seele erstrecken (49f.).

Aufgaben:

— Welche Bedeutung besitzt der Tod für uns heute?

— Welche Bedeutung mißt ihm Pfefferkorn bei?

— Was denken bzw. wie verhalten sich die Indianer angesichts des Todes oder bei Krankheiten?

— Wie deutet Pfefferkorn die Gleichgültigkeit der Indianer?

— Welche Änderung wünscht er sich bei den Sonorern?

— Wie sollten wir Pfefferkorns Meinung beurteilen? Gibt es eine Möglichkeit, den kulturellen Konflikt zwischen der europäischen und der indianischen Welt zu identifizieren?

III. 3: Ihre schändliche Aufführung außerhalb der Missionen:

Es ist aber kein Wunder, daß die Sitten der noch wilden Sonorer mehr denen der Tiere als vernünftigen Menschen ähnlich sind. Wo keine Autorität, kein Gesetz, keine Strafen sind, da darf man keine Ordnung und keine gesittete Lebensart suchen. Genau so war und ist noch immer das Verhalten der Sonorer außerhalb der Missionen. Dort ist jeder sein eigener unbeschränkter Herr, dort lebt jeder nach seinem Belieben, und weil ihn nichts zurückhält, so folgt er ganz seinen eigenen Wünschen. Deswegen findet man bei den Eheleuten keine Treue, bei den Ledigen keine Ehrbarkeit, bei den Kindern keine Zucht, auch keine Gehorsamkeit ihren Eltern gegenüber. Kurz, die Bosheit ist der Meister bei den Wilden, weil sie keiner Strafe unterworfen ist. Nur dann wird das Laster bestraft, wenn jemand dadurch einen Schaden erleidet, und dann nimmt der Beleidigte sofort selbst Rache, soweit er Mut und Kraft dazu hat. Ist aber der Gegner zu stark, so hilft ihm seine Verwandtschaft. Oft passiert es, daß die ganze Nation am Streit teilnimmt, zu den Waffen greift und so wegen der Beleidigung eines einzigen zwischen zwei Völkern ein blutiger Krieg entsteht (55f.).

III. 5: In den Missionen sieht es besser aus:

Hingegen sieht es bei den getauften Indianern ganz anders aus. Diese leben ordentlich in Ortschaften verteilt, sie wohnen unter der Aufsicht ihrer Vorgesetzten, werden vom Bösen abgehalten, zum Guten angeführt, des Müßiggangs entwöhnt und zur Arbeit ermuntert. Dadurch wurden ihre Sitten nach und nach verbessert, und diese zuvor so wilde, rohe und grausame Nation endlich menschlich gebildet.

Bei den Opatas und Eudebes sind bis jetzt diese Bemühungen am weitesten vorangeschritten. Man findet bei ihnen schon viele, welche Künste ausüben, als Handwerker arbeiten, in Baumwolle spinnen, weben und stricken und insgesamt recht erfahren und geschickt sind. Allerdings haben diese zwei Völker von Natur aus mehr Fähigkeiten und eine bessere Gemütsart als die anderen sonorischen Nationen.. Obwohl man schon seit vielen Jahren mit gleichem Eifer und Ernst darum bemüht war, die Papagos, die Guaymas, die nördlichen und südlichen Pimas und vor ihrem Aufstand sogar die Seris genauso zu zivilisieren, so hat doch die Erfahrung gezeigt, daß dieser Prozeß bei diesen Völkern viel langsamer voranschritt, und nur wenige von ihnen ließen sich überreden, ihre Sitten ganz abzulegen (57-60).

Aufgaben:

— Vergleiche die unterschiedliche Beschreibung der Indianer, die Pfefferkorn als Wilde und die er als Getaufte bezeichnet.

— Welche Vorurteile machen sich erneut bemerkbar?

— Worin besteht für den Autor das größte Problem bei den wilden Indianern?

— Was ist der Unterschied der einzelnen Indianervölker aus der Sicht des Missionars?

— Wie entstehen bei den Indianern Kriege? Welche Kritik übt Pfefferkorn?

—— Im folgenden berichtet Pfefferkorn über verschiedene Eigenschaften, Sitten und Einstellungen der Indianer, die weitgehend den Beobachtungen gleichen, die noch fast alle Kolonisatoren von den Eingeborenen zu machen glauben. Wieweit es sich dabei um Tatsachen oder generelle Vorurteile handelt, läßt sich nur schwer unterscheiden. Deutlich ist auf jeden Fall, daß Pfefferkorn wie alle anderen Missionare und natürlich auch die Spanier insgesamt eine sehr geringe Meinung von den Indianern besitzt und sie mit großer Verachtung beschreibt.

9. Ihre Getränke, Brandwein:

Sie trinken, so lang sie können, und können so lange, bis sie ganz vernunft- und sinnlos wie ein Block zur Erde fallen. Wenn ihnen nun der Brandwein das Blut erhitzt und die Köpfe wirr gemacht hat, folgen Streitigkeiten, Schlägereien, Blutvergießen, Mord- und Totschlag, ja oft die greulichsten Aufstände, wovon man in den verschiedenen amerikanischen Ländern die traurigsten Beispiele gesehen hat, wo die Gewinnsucht der Spanier zum Verderben der Indianer den Brandwein, besonders der, der aus dem Zuckerrohr gebrannt wird [Rum] in großen Mengen herbeigeschafft wird (67-69).

Aufgaben:

— Woher bekommen die Indianer den Brandwein?

— Warum besorgen die Spanier den Brandwein für die Indianer?

— Welche Folgen ergeben sich aus der Sauferei bei den Indianern?

— Gegen wen richtet sich Pfefferkorns Kritik?

10. Sie lieben den Tabak sehr.

11. Sie sind dem Lügen sehr ergeben.

12. Ihre Diebstähle.

4. Abschnitt: Gebräuche der Sonorer.

1. Die Zeit ihrer Zusammenkünfte.

2. Ihre Getränke.

3. Ihr Betragen bei den Zusammenkünften.

4. Das Vergnügen der Opatas und Eudebes.

II. Spiele.

4. Ihre Geschwindigkeit im Laufen:

Die Geschwindigkeit der Sonorer im Laufen ist unglaublich. Ich nahm einmal an einem Wettrennen teil und zweifelte nicht, daß ich auf meinem feurigen Pferd dem Indianer voraus sein würde. Ich stellte aber fest, daß der Sonorer auch einem guten Pferd überlegen sein kann. Auf meinen Reisen wurde ich immer von einigen Indianern begleitet, welche zu Fuß gingen. Deswegen entschloß ich mich in der ersten Zeit, langsam zu reiten, um die Fußgänger nicht zu erschöpfen oder weit hinter mir zu lassen. Meine Indianer merkten es, lachten herzlich, sprangen und liefen vor mir her und forderten mich auf, ihnen nachzukommen […] Manchmal machte es die Krankheit eines Indianers, den ich aufsuchen mußte, erforderlich, daß ich die Reise mit aller Gewalt beschleunigte, aber keiner [meiner Begleiter] blieb je zurück; auch klagte keiner, daß er müde sei, selbst wenn der Weg zehn oder mehr Stunden lang war.

Einmal lag ich sehr krank im Bett; alle Nahrung war mir zuwider, nur auf Quitten hatte ich Lust. Dies sagte ich dem Vorsteher des Ortes, und dieser schickte sofort einen Indianer los, sie zu besorgen. Der Ort, wo er sie holen sollte, lag 21 Stunden entfernt. Um 3 Uhr nachmittags machte sich der Indianer mit einem kleinen Korb auf den Weg, und am folgenden Tag kam er um 10 Uhr morgens mit den Quitten zurück. Er hatte also in 19 Stunden einen Weg von 42 Stunden zurückgelegt, wobei ihn auch noch die Quitten beschwerten. Unsere reitenden Posten [berittene Postboten in Deutschland] sind mit der Geschwindigkeit der gehenden Boten in Sonora nicht zu vergleichen. In der Zeit, in der unsere Post den Brief liefert, ist der Sonorer schon mit der Antwort zurück.

Ihre Art, einen Brief zu überbringen:

Ihre Art, einen Brief zu überbringen, hat etwas Besonderes an sich. Der Indianer spaltet ein dünnes, handlanges Hölzchen etwas über die Hälfte; in diesen Spalt steckt er den anvertrauten Brief. Er bindet zur größeren Vorsicht beide Spitzen des gespaltenen Hölzchens zusammen und steckt dieses hinten an den Kopf zwischen das Haarband. Diese Vorsicht gebraucht er, teils um den Brief nicht zu verlieren, teils damit er diesen nicht mit seinen schmutzigen Händen besudelt [verunreinigt].

Es ist merkwürdig, daß die Sonorer, wenn sie einen weiten Weg zu gehen haben, beim Laufen die Füße mit dünnen Ruten so peitschen, daß oft das Blut herabrinnt. Dies machen sie aus der bei ihnen herrschenden Meinung, daß durch diesen Blutverlust die körperliche Erschöpfung verhindert und zugleich durch die extreme Anstrengung die Beine nicht aufschwellen (90-93).

Aufgaben:

— Worin bewundert Pfefferkorn die Sonorer?

— Wie verhalten sich die indianischen Läufer auch im Notfall?

— Wie schneiden die sonorischen Postboten im Vergleich mit den deutschen ab?

— Wie transportieren die Sonorer einen Brief?

— Wie versuchen die Sonorer beim Laufen die Erschöpfung zu verhindern?

— Aus welchen Gründen schlagen sie sich beim Laufen die Füße blutig?

III. 1: Ihre Art, Feuer zu machen:

Feuer machen die Sonorer im Notfall auf folgende Art. Sie nehmen ein trockenes Holz, legen es auf den Boden oder graben es, um es fest zu halten, etwas in die Erde; einige stehen mit beiden Füßen darauf, damit es nicht umfällt. In der Mitte ist ein viereckiges Loch eingeschnitten. In dieses steckt der Sonorer ein anderes dürres Holz, welches aber in dem Loch so viel Raum haben muß, daß es darin herumgedreht werden kann. Dieses Holz dreht der Sonorer so heftig und schnell, wie er kann, mit beiden Händen herum, etwa so, wie man die Schokolade zum Schäumen bringt. Durch dieses starke und schnelle Reiben fangen beide Hölzer in kurzer Zeit Feuer (93-94).

3. Die Vielweiberei wurde bei ihnen selten praktiziert:

Die Vielweiberei war zwar immer, und ist immer noch bei den ungläubigen Sonorern erlaubt, sie wurde aber nicht sehr oft gepflegt. Nur wenige haben zwei, und kaum einer hat mehrere Frauen. Die meisten sind mit einer Frau zufrieden. Genau dies erleichterte ihre [christliche] Bekehrung beträchtlich, während an anderen Orten die Vielweiberei das größte Hindernis der Bekehrung war.

4. Das Heiraten der Sonorer:

Die Sonorer verheiraten sich, sobald sie das nötige Alter erreicht haben. Meistens schließen die Eltern beider Seiten die Ehe ihrer Kinder, und dies nicht nur aus Sorge um das Wohl ihrer Kinder, sondern auch, weil dies die Sitte ist. Oft aber heiraten sich die Kinder nach ihrer Willkür. Die Heirat vollzieht sich ohne alle Umstände und Feierlichkeiten. Wenn der Bräutigam der [zukünftigen] Bau seinen Wunsch gesagt und sie zugestimmt hat, ist die ganze Sache geregelt.

5. Ehescheidung und Tausch der Ehefrauen:

Die eheliche Verbindung ist nicht unauflöslich. Eine geringe Ursache ist oft ausreichend, um die Ehescheidung zu bewirken. Wenn der Mann die Trennung beschlossen hat, verabschiedet er sich von seiner Frau, und dann steht es beiden frei, eine andere Person zu suchen. Manchmal verabreden sich die Männer untereinander, ihre Frauen auszutauschen. Dieser Vertrag wird entweder nur für eine kurze Zeit oder ohne jegliche Einschränkungen geschlossen.

5. Der Ehebruch:

Der Ehebruch ist sogar in den Augen dieser Wilden ein strafwürdiges Verbrechen und gibt dem beleidigten Teil das Recht, Rache zu nehmen. Trotzdem gehen die Sonorer nicht so hart vor wie die Apaches, bei denen der Ehebrecher getötet und der Ehebrecherin die Nase abgeschnitten wird. [Hier] ist meistens der beleidigte Teil mit einer Strafe zufrieden oder mit einer Vergeltungsmaßnahme (96-99).

7. Erziehung der Kinder:

Die Wiege der sonorischen Kinder ist der harte Boden. Auf diesem liegen die ganz nackten Säuglinge oder wälzen sich wie die jungen Hunde herum. Wenn die Mutter in den Wald, auf das Feld oder anderswohin geht, bindet sie das Kind mit einem alten Tuch oder ledernen Riemen auf dem Rücken fest, sie läuft damit und verrichtet [tut] alles, was sie zu tun hat, ohne sich die geringste Sorge um das Kind zu machen. Nur wenn es lange genug mit Schreien und Weinen seine Notdurft angezeigt hat, löst sie das Kind, um ihm Milch zu geben […]. Obwohl die Kinder viele Stöße und Druck aushalten und so viel Qual erleiden müssen, sind doch die Sonorer allgemein gut gewachsen, starke Leute und ist kaum einer von ihnen gebrechlich oder mißgestaltet (102-104).

9. Weitere Erziehung der Kinder:

Der Vater nimmt an der Erziehung des Kindes nicht den geringsten Anteil. Er zeigt keine Liebe zu ihm, ja, er sieht es noch nicht einmal mit einer freundlichen Miene an. Die Mutter muß sich also ganz um die Verpflegung des Kindes kümmern. Aber auch dies dauert nicht länger, als bis das Kind so weit groß geworden ist, daß es sich selbst die Nahrung besorgen kann. Damit hat die ganze mütterliche Sorge ein Ende. Zugleich sind seitdem die Kinder sich selbst so überlassen, als wenn sie keine Eltern mehr hätten. Um die Sitten der Kinder kümmern sich die Eltern gar nicht, sie geben ihnen keinen nützlichen Unterricht, sie treiben sie nicht zum Guten an und bestrafen ihre Fehler nicht. Sie sehen sich die schlimmsten Vergehen derselben schweigend und ganz gleichgültig an. Wenn sie aber nicht selbst durch ihr ärgerliches Beispiel zum Verderben der Kinder viel beitragen würden (105-106).

Abschnitt VI: Kost und Nahrung der Sonorer

1. Sie können gewaltig Hunger leiden und auch essen:

Es fällt den Sonorern nicht schwer, wenn sie ihren Vorrat verzehrt [aufgegessen] haben, zwei oder drei Tage ohne Nahrung zu verbringen. Wenn sie aber dann etwas zwischen die Zähne bekommen, ersetzen sie den erlittenen Hunger mit doppelter Gefräßigkeit, besonders wenn sie Fleisch haben. 8 bis 10 Pfund Fleisch sind für einen hungrigen Sonorer nicht zu viel. Es ist nichts Seltenes, daß 5 oder 6 Indianer ein Viertel von einem Ochsen oder Pferd in wenigen Stunden bis auf die Knochen verzehren. Auf meinen Reisen sah ich manchmal selbst, daß 10 oder 12 Indianer, meine Reisebegleiter, beim Abendessen ein halbjähriges Kalb, ohne sich den Magen zu beschweren [daß sie Magenschmerzen bekamen], aufgegessen haben (123-125).

—— Es folgen ausführliche Kommentare über das Essen der Sonorer wie Possole, Atole, Tortillas, Pinole, Mais, Fleisch etc. Pfefferkorn wundert sich darüber, daß sie kein Salz benutzen, alle möglichen Reptilien, Würmer und Insekten essen, sogar Ratten am Spieß braten (140f.), die Wurzel Mescale in der Erde backen und die Petschita, den Kürbis und die Melone essen.

Beschluß (Ende):

Dieses sind nun die Nahrungsmittel der Sonorer. Sie sind teils schlecht, teils abgeschmackt und ekelhaft, und dennoch leben diese Leute dabei vergnügt, erreichen ein hohes Alter und bleiben bei solcher Kost viel gesünder als andere, deren tägliches Essen nur gekünstelten und mit scharfen Gewürzen angereicherten Gerichten besteht (144)

Aufgaben:

— Welche Unterschiede bemerkt Pfefferkorn in der Ernährung der Indianer?

— Welches Essen kommt ihm ekelhaft vor?

— Wie beurteilt er die Gesundheit der Indianer im Vergleich mit der der Europäer?

Abschnitt VII: Beschäftigung der Sonorer:

Kapitel II: Kuren [Heilmittel].

1. Gleichgültigkeit beim Sterben:

Kein Mensch kann bei seinem Abscheiden aus diesem Leben ruhiger, gelassener und unempfindlicher sein als ein sterbender Sonorer. Zu einer Zeit, wenn die gegenwärtigen Umstände das Herz von allen Seiten bedrängen und die Blicke in die Zukunft Schauder und Zittern erregen, gibt der Sonorer kein einziges Zeichen einer innerlichen Angst oder Beunruhigung. Oft hatte ich bei meinen Indianern Gelegenheit, dieses merkwürdige Verhalten genau zu beobachten, und ich muß gestehen, daß ich dabei jedesmal in neues Erstaunen versetzt wurde. Unbegreiflich kam es mir vor, wie ein Mensch zu diesem schrecklichen Zeitpunkt und am Rande der Ewigkeit eine solche Unerschrockenheit des Gemüts oder seiner Gleichgültigkeit in seiner Miene und in seinen Reden zeigen könnte.

Wenn ich solchen Kranken die Notwendigkeit erklärte, sich um ihr Seelenheil zu sorgen und ihr Gewissen durch eine wahre Buße zu reinigen, so hörten sie die ganze Predigt mit langem Stillschweigen und so ungestörter Gelassenheit an, daß ich eben daraus die geringe Wirkung meiner Ermahnung leicht schließen konnte. Wenn ich nun mit nachdrücklichem Zureden eine Erklärung von ihnen verlangte, so bekam ich endlich keine andere Antwort als: “Hu, hu, nono” (ja, so ist es, Vater!), oder sogar diese zweifelhafte Auskunft: “Nacos tat” (vielleicht ist es so).

Freilich habe ich auch manchem Sonorer [in der letzten Stunde] geholfen, der seinen christlichen Lebenswandel mit einem erbaulichen [frommen] Ende beschloß und mir eine trostvolle Hoffnung seiner ewigen Seligkeit hinterlassen hat. Trotzdem beharren die meisten, selbst bei strenger Ermahnung, auf ihrer Unbeugsamkeit [bei ihrem Willen]. Bei einigen ist es grobe und strafwürdige Unwissenheit, welche die Vernunft unterdrückt und allen heilsamen Lehren den Zutritt versperrt. Bei anderen verursacht die das ganze Leben hindurch fortgesetzte tierische Lebensart solche Verhärtung des Gemüts [der Seele], so daß auch der vor den Augen schwebende Tod bei ihnen keinen Eindruck macht (211-213).

Aufgaben:

— Wie verhalten sich die Sonorer in ihrer Todesstunde?

— Wie verhalten sich die Christen normalerweise in dieser Situation?

— Was erwartet Pfefferkorn von den Sonorern, die er bereits missioniert hat?

— Warum ist der Autor so schockiert wegen der vermeintlichen [alleged] Gleichmut der Indianer angesichts des Todes?

— Wie reagieren die Sonorer auf die Ermahnungen Pfefferkorns?

— Besitzen die Sonorer wirklich keine Vorstellung vom Leben nach dem Tod, oder gibt es keins für sie?

— Wie sollten sich nach seiner Meinung die Sterbenden verhalten?

— Sind alle Sonorer gleichgültig dem Tod gegenüber?

Abschnitt X: Religion der Sonorer:

5. Die Sonorer und andere hatten gar keine Religion:

Bei den übrigen entfernten Nationen, von denen es in dem großen mexikanischen Reich sehr viele gibt, fand man keine Spur eines Götzendienstes. In Sonora lebten 23 Missionare. Keiner von ihnen hat jemals ein Anzeichen entdeckt, woraus man schließen könnte, daß die Sonorer vor ihrer Bekehrung auch nur irgendeine Art von Religion und Gottesdienst gehabt hätten. Sie erkannten keinen Schöpfer und Urheber aller Dinge; sie hatten auch keinen echten Begriff von dem Gesetz der Natur. Sie lebten dahin, ohne jemals daran zu denken, daß sie Menschen waren und wozu sie als Menschen dienten. Kurz, sie lebten gerade so, wie das unvernünftige Vieh, welches in seinen Handlungen nur den blinden Trieben [Instinkten] seiner Begierden folgt. So war das Verhalten, so die Denkart der Sonorer vor ihrer Bekehrung. In bezug auf diese Beobachtung waren sich alle Missionare, mit denen ich in Sonora gelebt habe, einig, und man kann sich vorstellen, daß wir uns in einer Sache von solcher Wichtigkeit, worüber in Europa so viel gestritten wird, alle erdenklichen Mühe gemacht haben, die ganze Wahrheit zu erfahren.

Ich selbst hatte mehrmals Gelegenheit, mich über diesen Gegenstand bei den noch wilden Papagos zu erkundigen, so oft sie aus Hunger in meiner Mission Nahrung suchten. Wenn ich sie fragte, ob sie auch wüßten, oder wenigstens je gedacht hätten, daß die Welt und alles, was darin ist, nicht von sich selbst oder zufällig habe entstehen können, sondern von einem höheren Wesen seinen Ursprung haben müßte, bekam ich jedesmal ganz kurz zur Antwort: “Pia” (nein). “Woher kommt kann,” fuhr ich fort, der Himmel mit seinen Sternen, die Erde mitsamt den Tieren und den Pflanzen, woher kommt der Mensch selbst?” Nie erhielt ich eine andere Antwort als: “hu pi ni mat” (ja, das weiß ich nicht). Dies war alles, was ich von diesen Wilden durch meine wiederholten Fragen herausbringen konnte.

Pater Eusebio Kino machte im Jahre 1700 die erste Bekanntschaft mit den Wilden Yumas und Quiquimas, welche an dem Fluß Gila wohnen. Im Jahre 1701 besuchte er in Begleitung von Pater Salvatierra (eines Mailänders und Begründers der kalifornischen Mission) dieselben und noch andere wilde Völker an den Flüssen Gila und Colorado. Im Jahre 1702 hatte er als Gehilfen auf seiner dritten Reise den Pater Martin Gonzalez, einen Spanier. Endlich in den Jahren 1744 und 1748 durchwanderte Pater Jakob Sedelmeyer, ein Deutscher, mit dem ich während unserer Gefangenschaft in Spanien täglichen Kontakt hatte, wieder die meisten Gegenden der oben genannten zwei Flüsse und besuchte neben anderen Völkern auch die Cocomaricopas und die dort wohnenden Pimas. Diese vier hervorragenden Männer bezeugen einstimmig, daß sie unter den genannten Nationen nicht nur keinen Schatten einer äußerlichen Verehrung, sondern auch nicht die mindeste Kenntnis einiger Gottheiten haben wahrnehmen oder ausforschen können.

Zur Bestätigung dessen, was ich von der Unkenntnis von Gott bei diesen Wilden sage, kann auch noch Folgendes dienen.

Für alles, wovon die Sonorer vor der Ankunft der Spanier Kenntnis hatten, hatten sie auch in ihrer Sprache eigene Worte, was sie aber zuerst durch die Spanier kennengelernt haben, benennen sie mit spanischen Worten. Nun findet man aber in der ganzen Sprache der Sonorer kein einziges Wort, wodurch man Gott, die Seele, den Himmel und andere solche Dinge auch nur im entferntesten verstehen könnte. Daraus folgt unbestritten, daß sie von diesen Gegenständen weder eine Wissenschaft noch auch nur die flüchtigsten Gedanken darauf gewendet haben.

2. Ursache dieser Unwissenheit:

Dieser Mangel der Kenntnis Gottes bei den Wilden entstand teils aus ihrer jämmerlichen Dummheit und Unfähigkeit, vernünftige Schlüsse zu ziehen, teils auch ihrem tierischen Leben, wodurch die Vernunft vollends unterdrückt wird. Bei einigen auch aus Bosheit.

7. Kenntnis des Teufels:

Die Sonorer haben etwas Kenntnis vom Teufel. Dabei ist ganz sicher, daß sie demselben keinerlei Verehrung erweisen. Sie wissen und glauben von ihm nichts anderes, als daß er ein unsichtbares Wesen ist, welches ihnen am Leib und Vermögen nach seinem Belieben schaden könnte. Darum hat er auch in ihrer Sprache den Namen Muhaptura (der Mörderer) (222-232).

Abschnitt XI: Sprache der Sonorer:

1. Sie reden nicht gerne Spanisch, obwohl sie es können:

Wenn die Sonorer durch den dauernden Kontakt mit den unter ihnen wohnenden Spaniern die spanische Sprache schon ziemlich gelernt haben, so reden sie doch diese gar nicht gern. Fragt man sie [etwas] auf Spanisch, so bekommt man die Antwort in ihrer Sprache, und selten lassen sie sich dazu überreden, in spanischer Sprache zu antworten, auch wenn sie wissen, daß der, der mit ihnen redet, kein Wort ihrer Sprache versteht. Diejenigen aber, welche in den Häusern der Missionen erzogen sind, gebrauchen lieber die spanische als ihre eigene Sprache. Diese sind sogar stolz auf ihre Beredsamkeit, und um diese zu beweisen, antworten sie meistens auf Spanisch, wenn man sie in Sonorisch anredet.

Aber auch diese scheinen kein spanisches Wort mehr zu wissen, sobald sie zur Beichte kommen. Sie sagen, es falle ihnen schwerer, in der spanischen als in der eigenen Sprache zu beichten. Daher erzählen sie ihre Sünden und antworten auf die gestellte Frage nur in sonorischer Sprache. Wenn aber der Beichtvater ihnen sagt, daß er ein Wort oder einen Ausdruck nicht deutlich genug verstehen könne, so sind sie so bescheiden und wiederholen das Gesagte in spanischer Sprache (240-241).

2. Verschiedenheit der Sprachen:

Man hört in Sonora ebenso viele Sprachen wie Völker in diesem weiten Land wohnen. Die Seris, Pimas, Opatas, Cocomaricopas, Yumas, Nichoras und die übrigen Nationen, welche dies- und jenseits der Flüsse Gila und Colorade leben, haben alle ihre besonderen Sprachen, die alle voneinander unterschieden sind. Da aber die Pimas die zahlreichste und in den meisten Teilen Sonoras verbreitete Völkerschaft ausmachen [bilden], so ist auch ihre Sprache durch den gemeinsamen Kontakt zumindest unter den christlichen Sonorern so bekannt geworden, daß bei ihnen fast niemand zu finden ist, der die Pimas nicht versteht. Ich will also dem Leser einige Beispiele von der pimischen Sprache geben.

3. Schwierigkeit, die Sprache der Pimas zu lernen:

Das Lernen der pimischen Sprache wird einem Ausländer besonders wegen des Mangels [Fehlens] eines Wörterbuchs und einer Grammatik schwergemacht. Das Gehör und ein gutes Gedächtnis sind das einzige Mittel, sie zu lernen. Noch größere Schwierigkeit macht die Ausprache der Pimas. Sie verschlucken meistens die Endsilben oder drücken diese so leise aus, daß man sie kaum oder gar nicht hören kann. Sie geben auch vielen Anfangs- oder Mittelsilben einen ganz besonderen Ton, und ein Fremder muß auf jeden Fall in ihrer Aussprache geübt sein, wenn er sich ihnen verständlich machen will. Denn die geringe Vernunft dieser dummen Leute ist so eingeschränkt, daß sie dasjenige, was man ihnen nicht genau in ihrer Aussprache sagt, ebensowenig verstehen, als wenn man Hebräisch zu ihnen spricht.

Dies habe ich selbst nicht lange nach der Ankunft in meiner Mission erfahren. Ich hielt mich vorher einige Zeit bei dem Pater Caspar Stieger, einem deutschen Missionar auf, welcher schon 36 Jahre in der Seelsorge der Pimas verbracht hatte und der aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Sprach vollkommen gelernt hatte. Meine Absicht war es, unter der Leitung dieses ehrwürdigen Mannes wenigstens so viel von der Sprache zu lernen, wie mir beim Antritt meines Amtes notwendig schien. Als ich genügend gelernt zu haben glaubte, zog ich zu meiner Mission. Nach einiger Zeit wurde mir mitgeteilt, daß ein Indianer gefährlich krank geworden war. Ich ging hin und ermahnte ihn, so gut ich konnte, zu beichten. Der Indianer sah mich starr in die Augen wie einer, dem etwas Ungewöhnliches passiert, und schwieg wie eine Mauer. Ich wiederholte mein Zureden mit doppeltem Eifer, aber der Indianer blieb stumm. Ich fing an, mit Fragen sein Gewissen zu erforschen, aber all mein Bemühen war umsonst, ich bekam keine Antwort und mußte endlich den Kranken unverrichteter Dinge verlassen. Ganz betrübt und voll Gedanken über den seltsamen Zufall kam ich nach Hause. Ein tugendhafter Indianer, den ich in die Mission mitgebracht hatte, weil er sowohl Spanisch als auch Pimisch sprechen konnte, bemerkte meinen Kummer und fragte mich nach der Ursache. Als ich ihm alles offen erzählte, bemerkte er gleich den Fehler und versicherte mir, der Kranke habe von meiner ganzen Predigt praktisch nichts verstanden. Dies kam daher, weil ich alle Wörter auf dieselbe Weise aussprach, wie ich sie von meinem Lehrer gehört hatte. Dieser besaß zwar eine vollkommene Kenntnis der pimischen Sprache besaß, aber sich nie darum gekümmert hatte, die richtige Aussprache der Pimas zu lernen. Seine Pfarrkinder [his flock] verstanden ihn zwar, weil sie an seine Aussprache gewöhnt waren, aber den anderen Pimas war sie fremd und unverständlich. Ich nahm also meinen treuen Indianer als neuen Sprachlehrer und brachte es bald so weit, daß ich meine Untergebenen ziemlich gut verstehen konnte (240-245).

4. Was ihnen nicht in den Sinn kommt, dafür haben sie keine Worte.

Die pimische Sprache hat, so viel ich weiß, mit den übrigen in Sonora gebräuchlichen Sprachen keine Ähnlichkeit, auch keine mit anderen amerikanischen Sprachen, wie mir verschiedene, dieser Sprachen mächtige Männer versichert [bestätigt] haben. Nur darin übereinstimmt sie mit allen, daß ihr viele notwendigen Worte und Ausdrücke fehlen, ein Fehler, der allen Sprachen wilder und roher Völkerschaften gemeinsam ist. Sie ist ganz nach der gewöhnlichen Denkweise der Indianer gestaltet. Da diese Leute bloß allein auf das, was ihnen in den Sinn kommt, ihre ganze Aufmerksamkeit richten, so haben sie auch keine anderen Worte, die etwas anderes als körperliche Gegenstände betreffen. So kommt es, daß man oft keine Worte findet, mit denen man seine Gedanken verständlich [begreiflich] machen kann, ohne sich ärgerlicher Umschreibungen zu bedienen: Gott, Geist, Seele, Seligkeit, Unsterblichkeit, Wille, Gedächtnis, Verstand, Glaube, Hoffnung, Liebe, Jungfrau, Menschwerdung, Auferstehung, Himmel, Hölle, Ewigkeit, Buße, Beichte, Anbetung, Verehrung, Tugend, Laster und unzählige andere Worte, besonders jene, welche zur Erklärung der Glaubenswahrheiten und der Sittenlehre unentbehrlich sind, haben in dieser Sprache keine Namen. Hieraus kann man nun leicht die unendlichen Schwierigkeiten begreifen, welche das Nachsinnen der Missionare jedesmal beschäftigte, wenn sie diesen rohen Leuten das Wort Gottes und die christlichen Pflichten erklären mußten (245-247).

—— Anschließend folgen ausführliche grammatische Erklärungen der Pima-Sprache, dazu ein kurzes Ortsnamensverzeichnis.

—— Darauf geht Pfefferkorn auf die bekehrten Sonorer, d.h. die Opatas und Eudebes ein, von denen er wesentlich Besseres zu berichten hat als von den Pimas und anderen Indianerstämmen.

Abschnitt XIII: Geschichte der Errichtung der sonorischen Missionen:

2. Bekehrung der südlichen Pimas, Opatas und Eudebes:

Der Anfang zur Bekehrung der Sonorer wurde in den ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts gemacht. Die südlichen Pimas waren die ersten, welche die bei ihnen angekommenen Priester willig aufnahmen, ihre Lehren anhörten und die heilige Taufe empfingen. Den benachbarten Opatas und Eudebes gefiel die glückliche Veränderung der Pimas so sehr, daß sie bald danach von sich aus dringend darum baten, ebenso im Christentum unterrichtet zu werden. Man folgte ihnen darin gerne, weil die Ernte schon zum Schnitt bereit war [idiomatische Redewendung!]. Sie erhielten Missionare, und diese verkündeten ihnen die Gesetze des Herrn mit so gutem Erfolg, daß beide Nationen in kurzer Zeit zur christlichen Kirche gehörten und verschiedene Missionen bei ihnen angelegt wurden (316-317).

12. Zerstörung der Mission Sonoitac:

Allein diese Mission, von welcher man sich die Bekehrung der Papagos erhoffte und durch die man die Völker an den Flüssen Gila und Colorado für das Christentum vorbereiten wollte, wurde leider im ersten Keim zu Grunde gerichtet [idiomatische Redewendung!]. Die Papagos ließen sich von ihren Nachbarn, den Pimas, überreden, an dem von diesen 1751 angezettelten Aufstand gegen die Spanier teilzunehmen. Sie ermordeten ihren Seelsorger Pater Henricus [Heinrich] Ruhen, einen deutschen Jesuit aus der niederrheinischen Provinz, nachdem er kaum ein Jahr bei ihnen gelebt, sie mit größter Mühe und Sorgfalt unterrichtet und mit väterlicher Liebe behandelt hatte, wie nachher mehrere seiner Neubekehrten selbst bezeugt haben.

13. Umstände des Todes von Pater Heinrich Ruhen:

Bei dem Tod dieses gottseligen Mannes verdienen einige Umstände bemerkt zu werden. Kurz zuvor hatte er dem Pater Jakob Sedelmeyer, Missionar in Tubutama, was 30 Stunden von Sonoitac entfernt war, einen Besuch abgestattet. Beim Abschied war sein letztes Wort: “Leben Sie wohl, wir werden uns nicht mehr sehen.” So als ob er seinen Tod vorausgesehen hatte, der auch 8 Tage nach seiner Rückkehr in seine Mission am 21. Dezember eintrat. Die Geschichte seines Todes folgt hier: Er hatte in seiner schlechten Wohnung ein kleines Schlafzimmer mit einem offenen Fenster. Dieser Gelegenheit bedienten sich die Mörder, um ihn in der Nacht in seinem Bett mit Pfeilen zu erschießen. Nach dieser Tat ließen sie ihn in seinem Blut liegen, weil sie ihn schon für tot hielten. Er hatte wirklich mehr als eine tödliche Wunde empfangen. Freilich lebte er noch, sammelte seine besten Kräfte und kroch aus seiner Hütte hinaus, vielleicht um sich irgendwo zu verbergen. Er erreichte einen Baum, der nicht weit von der Hütte stand. Hier kniete er nieder, umfaßte den Baum, um seinen sinkenden Körper aufrecht zu halten, und erwartete seinen Tod. In dieser Stellung trafen ihn beim anbrechenden Tag einige Indianer. Einer von ihnen zerschmetterte mit einem Stein seinen Schädel, worauf er zu Boden sank und gottselig verschied [starb]. So endete Pater Ruhen sein tugendvolles Leben, und so verschwand zugleich die beste Hoffnung nicht allein auf die Bekehrung der Papagos, sondern auch zur Ausbreitung des Glaubens bis an die äußersten Grenzen Sonoras (329-332).

14: Ankunft vier neuer Missionare:

Hätte man damals gleich die Stelle des Verstorbenen durch einen neuen Seelsorger ersetzen können, so wäre diese zerstörte Mission ohne allen Zweifel wieder hergestellt worden. So reumütig und willfährig zeigten sich im folgenden Jahr 1752 nach dem Vorbild der Pimas auch die verleiteten Papagos. Aber zum Unglück war die mexikanische Provinz ganz erschöpft. Sie bekam auch eher keine Hilfe aus Europa als bis 1755. Dabei befanden sich dort vier deutsche Priester, zwei aus der oberrheinischen Provinz, Joseph Och und Michael Gerstner, und zwei aus der niederrheinischen Provinz, Bernard Middendorf und ich. Man war in Mexiko schon gewohnt, daß die deutschen Jesuiten sich nur nach den Missionen unter den Indianern sehnten. Daher wurden wir auch nach unserem Wunsch von den Oberen dazu bestimmt. Weil einige Missionare gestorben waren, deren Stellen ersetzt werden mußten, so übernahm Pater Middendorff die Mission von Movas, im benachbarten Land Sinaloa Pater Gerstner die von Saric, und Pater Och die von Santa Maria Baseraca..

15. Fruchtloser Versuch, die Mission Sonoitac herzustellen:

Ich sollte den Versuch machen, die Mission Sonoiac wieder herzustellen. Allein bei meiner Ankunft in Sonora war dieses Unternehmen schon zu spät. Die Papagos, welche als Neulinge im Christentum noch wenig Glauben hatten, hatten auch wenig Interesse an den Glaubenslehren. Ihr von Jugend an zügellos geführtes Leben gefiel ihnen viel besser, als die Lehre des Evangeliums. Und weil sie bereits fünf Jahre ohne Seelsorger und Unterricht gewesen waren, nahmen sie ihre frühere tierische Sitten wieder an. Sie rissen die Kirche und Wohnung des Priesters nieder und waren so vom Widerwillen gegen das Christentum erfüllt, daß sie durchaus keinen Missionar mehr unter sich tolerieren wollten…

17. Merkwürdige Begebenheit bei meiner ersten Ankunft:

Weil bei diesem Aufstand der Missionar in Sonoitac ermordet worden war, hatten der König von Spanien befohlen, daß in der Zukunft kein Priester zu einer neuen Mission ohne Schutz von Soldaten gehen sollte. Als ich nun, gemäß diesem Befehl, mit vier Soldaten und einem Unteroffizier in Ati ankam, fand ich das Dorf zu meinem Erstaunen ganz leer, weil alle Indianer bei unserer Ankunft sich aus dem Staube gemacht hatten [idiomatische Redewendung!]. Der Grund war die Angst oder vielmehr die Abscheu vor den Spaniern, deren Gegenwart sie durchaus nicht leiden wollten. In vielen Tagen kam kein Mensch zu mir. Nur am Abend im Dunkeln schlichen einige in das Haus bis an die Tür meines Zimmers. Einer lauerte nach dem anderen, wie ein schüchternes Kind, das jemanden sehen, nicht aber selbst gesehen werden will. Sie hielten den Körper zurück, streckten nur den Kopf bis an die Nase hinter der Tür hervor und betrachteten mich vom Kopf bis zu den Füßen. Sobald ich aber nur einen Blick zur Tür war, flohen sie schnell. Dieses Spiel wurde vier Wochen lang jeden Abend wiederholt.

Inzwischen schickte ich meinen Dolmetscher, einen frommen Christen und treuen Indianer, oftmals los, die Flüchtigen zu mir einzuladen mit dem Versprechen, sie mit väterlicher Liebe zu behandeln und mit Geschenken zu überhäufen. Mein Gesandter kam jedesmal, ohne etwas bewirkt zu haben, zurück. Endlich sagten sie ihm rundheraus, sie würden nicht eher zu mir kommen, bis ich die Schondari Ootam (die Solden, ihre Feinde), weggeschickt hätte. Dies war, allem Anschein nach, gefährlich. Da ich aber bei mir überlegte, daß ich, ohne ihren Wunsch zu erfüllen, keine Hoffnung hätte, bei diesen Leuten eine Wirkung zu haben, und daß auch im Fall einer Gewaltanwendung der Indianer gegen mich die Handvoll Soldaten mich nicht verteidigen könnte, so entließ ich meine Verteidiger weg und blieb allein. Als ich zu Mittag am Tisch saß, kamen 30 bis 40 baumstarke Indianer ganz ernsthaft zu mir herein und schlossen einen Kreis um mich. Ich glaubte, der letzte Augenblick meines Lebens sei gekommen. Trotzdem faßte ich mir ein Herz und befahl dem Dolmetscher, sie zu fragen, was sie wollten. Sofort trat ein alter Indianer aus dem Kreis, bückte sich höflich und sprach: “Siehe, Vater, jetzt kommen wir zu dir, da du unsere Feinde weggejagt hast, jetzt wollen wir bei dir bleiben, dich beschützen und alles tun, was du haben willst.” Ganz ermuntert gab ich allen die Hand, beschenkte sie und entließ sie voller Zufriedenheit. Noch am selben Tag kehrte das übrige Volk ganz beruhigt und friedlich zurück, und nun machte ich mir Hoffnung auf eine glückliche Entwicklung meiner Mission (335-338).

—— Anschließend behandelt Pfefferkorn ausführlich die Frage, wieso in ganz Amerika seit der Entdeckung 1492 so radikal die Zahl der Indianer zurückgegangen ist. Er erwähnt Seuchen, Kriege, Versklavung und z.T. auch den Völkermord der Spanier. Siehe dazu den Bericht von Joseph Och (Einleitung zum dritten Teil!

XIV. Abschnitt: Innere Verwaltung der Missionen in Sonora (371).

22. Tägliche Beschäftigung der Missionare:

Außer den gewöhnlichen mit der Seelsorge verbundenen Pflichten hatte der Missionar noch vieles andere zu besorgen. Er war vom Morgen bis zum Abend so beschäftigt, daß er manchmal erst in der Nacht das Brevier zu beten anfangen konnte. Die Messe las er gleich nach Aufgang der Sonne [Sonnenaufgang]: darauf folgte die christliche Lehre und der Unterricht, was meistens eine Stunde dauerte. Nach dem Gottesdienst wurde das Essen ausgeteilt, sowohl an diejenigen, die es täglich regelmäßig erhielten, als auch an das gesamte Volk, wenn dieses eine gemeinsame Arbeit zum Nutzen der Mission durchführte.

Danach besuchte der Missionar die Kranken, holte ihr Essen, bestellte jemanden zu ihrer Pflege und vertrat zugleich, so gut wie es ihm möglich war, die Stelle eines Arztes.

Er mußte sich ebenfalls um den Ackerbau und alles übrige, was die Indianer sowohl für sich selbst als auch für die Mission tun sollten, kümmern. Er kannte teils die Dummheit teils die Trägheit und Sorglosigkeit dieser Leute, und er mußte deswegen jede Arbeit, welche ihnen gegeben worden war, ab und zu überprüfen; er mußte, wenn etwas zustande kommen sollte, die Indianer selbst anleiten, ermuntern und manchmal antreiben. Außerdem mußte er besonders bei den Pimas die Saat, die jeder Indianer zu seinem eigenen Unterhalt aussäen mußte, überprüfen, damit sie nicht vergessen oder sogar der dafür gegebene Samen aufgegessen wurde (406-407).

24. Weitere Beschäftigung der Missionare:

Zu diesen gewöhnlichen Beschäftigungen kam noch die Pflege der Kranken, die weit entfernt von der Mission wohnten. Dies war sehr beschwerlich [mühsam], besonders wenn eine ansteckende Krankheit herrschte. Einmal mußte der Missionar bei der größten Hitze, ein andermal in dunkler Nacht solche Reisen machten. Zur Regenzeit mußte er oft mehrere schrecklich angeschwollene Flüsse nicht ohne Lebensgefahr überqueren. Manchmal war der Aufenthaltsort der Kranken 15 bis 20 Stunden entfernt und der Weg so schlimm, daß der Missionar nicht im Dunkeln reisen konnte. Dann mußte er unterm freien Himmel übernachten und sich gelegentlich für sein ganzes Abendessen mit trockenem Brot und morastigem [schlammigem] Wasser zufrieden geben. Dazu kam noch die Gefahr, von umherstreifenden Apaches und Seris überfallen oder von wilden und giftigen Tieren getötet zu werden.

Schließlich war der Missionar der allgemeine Nothelfer aller seiner Indianer, und er wurde von ihnen mit allerhand Bitten belästigt. Der eine begehrte Fleisch, jener Brot oder türkischen Weizen [Mais]; einer forderte einen Lappen Tuch, ein anderer ein Messer oder was er sonst brauchte oder ihm nötig war, so daß der Missionar fast den ganzen Tag keine ruhige Stunde hatte.

Bei all dem aber fiel einem Missionar in Sonora nichts so schwer, als daß er unter einem so rohen, dummen und ungesitteten Volk ganz allein wohnen mußte. Er hatte keinen einzigen Menschen der ihn in schlimmen Umständen trösten, im Zweifel einen guten Rat geben oder mit dem er manchmal ein vernünftiges Gespräch führen konnte. Wollte er deswegen einen anderen Priester besuchen, oder seine Beichte ablegen, so mußte er, weil die Missionen so weit von einander entfernt lagen, jedesmal eine weite und lästige Reise unternehmen. Allerdings muß ich doch gestehen, daß mir trotz dieser mühsamen und schweren Lebensart teils das unschuldige Verhalten meiner Indianer, teils die schönen Beispiele von Tugend bei einigen von ihnen, teils die unverhoffte [unerwartete] Bekehrung mancher Wilden oft keinen geringen Trost gemacht haben (411-413).

XV. Abschnitt: Von den Spaniern in Sonora (415).

3. Beschäftigung der Spanier in Sonora:

Bevor die Apaches und Seris durch ihr gräuliches Rauben und Morden das ganze Land in Angst und Schrecken versetzt hatten, bewohnten viele Spanier ihre eigenen, von den Ortschaften entlegenen Landgüter. Sie bauten ihre Felder an und hielten eine zahlreiche Viehherde; beides gab ihnen ein sehr gutes Einkommen. Nachdem aber die unaufhörlichen Raubzüge der Wilden das ganze Land unsicher gemacht und die Eigentümer solcher Landgüter vertrieben hatten, mußten sie sich in andere Orte flüchten, wo sie mit ihren Familien ruhig leben konnten. Die meisten ließen sich in den spanischen Festungen nieder, wo sie entweder mit einem geringen Ackerbau und mit dem wenigen, ihnen übrig gebliebenen Vieh, oder mit dem, was sie etwa durch Gold- und Silberbergbau oder durch Handel verdienten, sich kümmerlich durchschlugen.

Andere flüchteten zu den Missionen und suchten dort genauso wie die anderen ihre Nahrung. Sie vermieden die Ortschaften der nördlichen Pimas, weil sie diesen nicht trauten, nur bei den Opatas, Eudebes und den südlichen Pimas suchten und fanden sie freundliche Aufnahme. Die Missionare halfen ihnen dabei und unterstützen sie mit Vorschub und Hilfe nach ihren Kräften, allerdings unter der Bedingung, daß sie sich gut gegen die Indianer verhalten sollten. Das machten sie auch so, daß selten ein Indianer Ursache hatte, sich ihretwegen zu beklagen. In Cucurpe, dem Hauptort meiner Mission, waren fünfzehn solche Familien, und diesen muß ich zu ihrem Ruhm zugestehen, daß sie sich nicht nur mit den Indianern gut vertrugen, sondern diesen auch mit den schönsten Beispielen eines christlichen Lebens vorausgingen.

Die übrigen Spanier bewohnten die Reales de minas, d.h. jene Ortschaften, die in der Nähe der Gold- und Silberminen lieben, wo es Wasser, fruchtbare Erde und Wiesen für die Pferde und Maultiere gibt. Hier wohnen die Bergleute, einige Kaufleute und andere teils dort geborene, teils ausländische Spanier. Unter diesen findet man nicht wenige, welche, leider, ohne Gottesfurcht, ja fast ohne Religion leben und durch ihre gottlosen Beispiele die neubekehrten und im Christentum noch schwachen Indianer zur gleichen Bosheit verleiten (418-420).